Eine Wurzelkanalbehandlung ist geplant. Zu welchem Instrument greifen Sie zuallererst?
Dr. Brüsehaber: Ich beginne die Trepanation der Pulpakammer sehr gern mit einer Diamantkugel (z. B. 6801L, Komet) (Abb.1). Wenn ich damit das Pulpencavum direkt eröffnen kann, gilt es, im nächsten Behandlungsschritt die Hartsubstanzüberhänge abzutragen, um einen „straight line access“ zu den Wurzelkanälen zu schaffen (Abb. 2 und 3). Ein geradliniger Zugang ist essentiell für alle weiteren Behandlungsschritte. Mit ausreichender Erfahrung und unter Verwendung eines Operationsmikroskops ist es möglich, das Wurzelkanalsystem auch über eine sehr kleine Zugangsöffnung zu behandeln.
Vor welcher Herausforderung kann der Zahnarzt bei der Gestaltung der primären Zugangskavität stehen?
Dr. Brüsehaber: Eine der größten Herausforderungen stellt die substanzschonende Darstellung der Wurzelkanaleingänge dar, wenn die Pulpakammer obliteriert ist. Sollte ich während der Präparation der primären Zugangskavität die Pulpakammer nicht direkt mit meinem Instrument darstellen können, habe ich möglicherweise Probleme, mich zu orientieren.
Welche Instrumente helfen Ihnen, die Orientierung zu schaffen?
Und wie instrumentieren Sie die Seitenwände?
Dr. Brüsehaber: Den EndoTracer bevorzuge ich für die Präparation des Pulpakammerbodens. Für das Abtragen von Dentinüberhängen greife ich gerne zum EndoExplorer EX1 oder EX2.
Dann leiten wir doch zur sekundären Zugangskavität über. Wie präparieren Sie diese?
Dr. Brüsehaber: Oft sind Wurzelkanäle nicht sofort penetrierbar. In einer solchen Situation kann wiederum der EndoTracer zum Einsatz kommen. Ich beginne mit der Größe 008, den sichtbaren Kanalstrukturen folgend in die Tiefe zu präparieren, und wechsele im weiteren Verlauf zur Größe 006. Obliterierte Kanaleingänge und Isthmen lassen sich auf diese Weise mit dem EndoTracer sehr gut im trockenen Zustand und unter direkter Sicht ausarbeiten.
Für welche Indikation setzen Sie dann die EndoExplorer ein?
Dr. Brüsehaber: Den EX2 setze ich als Alternative zum EndoTracer zur initialen Gestaltung der Zugangskavität und zur Darstellung der Kanaleingänge ein. Mit ihm lassen sich auch Dentinüberhänge im Bereich des Wurzelkanaleingangs leicht abtragen. Der EX1 kann im weiteren Behandlungsverlauf zum Einsatz kommen, um Isthmen zwischen den Kanälen darzustellen. Letztendlich ist das aber alles eine Frage der individuellen Anatomie des Zahnes. Es gibt kein allgemeines „Kochrezept“. Ziel ist immer ein kontrollierter Substanzabtrag (Abb. 5 und 6).
Sehen Sie die EndoExplorer EX1 und EX2 auch in der Hand des Endo-Einsteigers?
Dr. Brüsehaber: Typische Eigenschaften von EX1 und EX2 sind die sehr schnittfreudige Verzahnung und die aktive Instrumentenspitze. Diese Eigenschaften ermöglichen ein feines, nahezu druckloses Abtragen der Zahnhartsubstanz und eine sehr effiziente Gestaltung der endodontischen Zugangskavität. Diese grundsätzlich tollen Eigenschaften sprechen für einen sehr kontrollierbaren Einsatz am Zahn: Ich kann die Instrumente mit dem konischen Instrumentenkopf unter minimalem Kraftaufwand sehr leicht führen, kann also Zahnhartsubstanz präzise abtragen und wertvolles zervikales Dentin gleichzeitig schützen. Unerfahrene Kollegen sollten die EX1 und EX2 nur unter großer Vorsicht erst dann einsetzen, wenn sie mit dem Einsatz eines Mikroskops geübt sind. Die Instrumente verlangen permanente Sichtkontrolle und ein sicheres Handling.
Passt beim EndoExplorer „schnittfreudig“ denn mit „minimalinvasiv“ zusammen?
Dr. Brüsehaber: Das Behandlungsergebnis darf nicht unter der Prämisse „minimalinvasiv“ leiden. Schlechtestenfalls klappt ansonsten die ganze endodontische Behandlung nicht. Das bedeutet, dass ungeübte Zahnärzte sicherlich mehr Zahnsubstanz opfern müssen als Endo-Spezialisten. Die EndoExplorer sind in der geübten Hand jedoch in der Lage, wertvolle Zahnhartsubstanz zu erhalten. Sie arbeiten aber nicht automatisch minimalinvasiv. Anders ausgedrückt: Für ein kleines Loch benötige ich immer ein kleines Instrument. Aber dieses kleine Instrument kann theoretisch auch ein großes Loch bohren.
Inwiefern unterstützt das Design von EndoTracer und EndoExplorer das Arbeiten unter Mikroskop-Sicht?
Dr. Brüsehaber: EndoTracer und EndoExplorer haben im Design gemeinsam, dass sie das Arbeiten unter dem Mikroskop optimal unterstützen: Die zierliche Ausgestaltung der Instrumentenköpfe und der lange, schmale Hals erlauben jederzeit eine vollständige visuelle Kontrolle. Ich kann immer am Winkelstück vorbei auf das Arbeitsfeld schauen. Außerdem wird durch die hohe Schnittfreudigkeit der Instrumente ein sehr leichtes, druckloses Führen ermöglicht.
Welche weiteren Indikationen sehen Sie für den EndoExplorer?
Dr. Brüsehaber: Wir müssen in unserer Praxis häufig Stiftaufbauten entfernen. Hier helfen mir auch die EndoExplorer. Sie sind sehr schlank, sodass ich damit die Zementanteile rund um die Stifte gut entfernen kann – häufig leichter und schneller als mittels Ultraschallinstrument.
Vielen Dank für das Gespräch.
Zur IDS 2017 ergänzte Komet die EndoExplorer um das Hartmetallinstrument EX3 (rechtes Bild). Mit dem EX3 kann die finale Ausgestaltung der Kavitätenwände erfolgen, wobei das Dentin vor dem Einsatz der Adhäsivtechnik noch einmal aufgefrischt wird. Den Überblick über alle Eigenschaften der formweisenden Instrumente bietet die EndoExplorer-Broschüre (www.kometdental.de). Zum Kennenlernen des EndoTracers empfiehlt sich das Einführungsset 4670 (linkes Bild).
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