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Meinung

Das Modell – die Mutter aller Arbeiten

Leistungen müssen ausreichend, wirtschaftlich und zweckmäßig sein; sie dürfen das Maß des Notwendigen nicht überschreiten…

. Schenk
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Am Montag begleitete ich eine Patientin – sie ist ein Model und sie sieht gut aus – zu ihrem neuen rund 50 km entfernten Zahnarzt. Über all die Jahre der Zusammenarbeit haben wir beide schon so mit manchen Praxen unsere Erfahrungen gesammelt. Diesmal treffen wir den Juniorchef.

Er erkennt mich nicht, obwohl ich schon einige große Arbeiten einbrachte und mit schönen Dokumentationen begleitete. Tatsächlich ist mein Begleitservice ungewöhnlich, aber was tut Mann nicht gerne für eine nette Dame – und vor allem für schöne Zähne. Die Gute ist im Januar bei Glatteis gestürzt.

Natürlich auf die Einser. 11 war locker, auch im Februar noch, der Nerv abgerissen und inzwischen entfernt. Es tut immer noch weh.

Vielleicht eine Fraktur? 21 hat zudem eine Wurzelspitzenresektion. Wenn der Mittlere nun auch noch flöten geht, dann ist es so eine Sache mit ihrem sympathischen „Gummy Smile“.

. Schenk
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Lachen tut sie viel und gern, dafür ist sie bekannt und ihre Zähne werden auch immer bewundert. Nun ist die Angst verständlicherweise sehr groß und ein bisschen Beistand hat noch nie geschadet. Außerdem habe ich es auf etwas abgesehen – und zwar auf Situationsmodelle.

Als ich dies anspreche, breitet sich Hektik in dem kleinen Behandlungszimmer aus. Für die Endo waren vermutlich exakt 4,23 Minuten eingeplant – meine Anfrage passt nicht zum Zeitplan. „Na gut“, meint der Behandler dennoch, „wir machen einen Scan und senden Ihnen die Daten.“

Okay …? – denke ich und meine: „Ach, machen Sie doch einfach eine Alginatabformung.“ Denn mein Klasse-III-Gips ist günstiger als das Material zum Drucken. Filament ist mir zu ungenau, ich möchte die Oberflächenstruktur der Frontzähne wenigstens in Alginatqualität.

Zudem besitze ich gar keinen Filamentdrucker, bei den wenigen Arbeiten, die ich so machen kann. Der Tag hat ja nur 24 Stunden und einen großen Teil der Zeit verbrate ich für Bürokratie und Administratives.

Ergo bin ich froh, dass mein Vorschlag angenommen wird und die Assistenz sich an die Arbeit macht. Sie ist sehr agil und schwuppdiwupp habe ich meine 2 Abformungen samt Biss. Ab geht’s heim an die Gipstheke.

Oh, wie schön ist Weichgewebe, bis zum Zäpfchen abgeformt. Ich schneide es kurzerhand ab. Wunderbar, dass die Raphe pterygomandibularis abgebildet ist, außerdem liebe ich die Symphysenpunkte in der Umschlagfalte.

Der Kieferknochen, welchen man unter der Mundschleimhaut vermutet, sieht tatsächlich etwas eingefallen aus. Ich kann mich an das Stirnrunzeln des Docs erinnern.

Implantat? Knochenangebot? Frontzahn, kurze Oberlippe! Es wird wohl spannend werden. Mit einem Scan hätte ich wohl nicht so viele Daten übermittelt bekommen wie mit diesem altmodischen wabbeligen Algenbaz.

So lehne ich mich zurück und harre der Dinge, die da kommen mögen. Es bestätigt mir: Stege fertige ich gerne digital und scanne auf meinem Modell, welches ich analog hergestellt habe. Und auf Spatzen schieße ich nicht mit Kanonen.

Wobei für die perfekte Bürokratie wäre dann doch so ein bisschen mehr digital echt gut, denke ich, und möchte in diesem Zusammenhang etwa die 5-jährige TI-Konnektorentausch-Story bei unseren Freunden und Freundinnen aus der Praxis als Beispiel heranziehen. Gut, dass der Fasching schon vorbei ist, wenn dieser Text erscheint …

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