Bei der Frage nach dem Mehrwert der digitalen Volumentomografie in der modernen Implantologie haben viele Implantologen/-innen längst den großen Nutzen bei der Diagnostik erkannt und wenden bereits die 3D-Bilddarstellung des Kiefers in der Planung an. Die S3-Leitlinien sehen nicht für jeden implantologischen Fall zwingend die Indikation eines DVTs vor. Sie ist jedoch in vielen Fällen in der Planung von Vorteil ist.
Insbesondere dann, wenn mehrere Implantate gesetzt werden müssen und Knochendefizite vorliegen. Bei größeren Augmentationen sowie bei einem Sinuslift ist die 3D-Planung regelhaft indiziert.
Zur Schonung der anatomischen Strukturen bei einer fortgeschrittenen Atrophie des Kieferkamms lässt das DVT eine schlüssige Aussage über das Knochenangebot zu. Somit sind eine optimale Wahl des Implantattyps und die ideale Positionierung möglich (Abb. 1).
Präimplantologische Planung und Diagnostik
Mithilfe einer DVT-Aufnahme sind in der Planungsphase auch anatomisch außergewöhnliche Strukturen ersichtlich und können berücksichtigt werden. Der Nervus mandibularis zeigt im Bereich des Foramen mentale nicht selten noch einen Loop bzw. einen akzessorischen Verlauf weiter nach medial. Eine mögliche Verletzung kann Probleme in der Belastungsphase des Implantates verursachen und infolgedessen oft eine Explantation zur Folge haben.
Auch ein größerer Durchmesser des Ductus nasopalatinus kann beim Inserieren eines Implantates an dieser Stelle zu Komplikationen führen. Bei anatomischen Varianten im Bereich der Kieferhöhle können Knochen, Septen oder Ausbuchtungen der Kieferhöhle im OPG schnell übersehen werden. Bei Planung mittels DVT könnten hier frühzeitig entsprechende OP-Strategien entwickelt werden.
Die optimierte Vorgehensweise geht einher mit einer höheren Erfolgsquote sowie einem schonenderen Eingriff, was letztlich im Sinne der Patienten/-innen ist. Bei navigierter Implantation ist ein dreidimensionales Bild obligat.
Dieses Verfahren bedarf allerdings auch routinierter Operateure/-innen, da vollnavigierte Systeme wie z.B. All-on-4 sehr sorgfältig ausgeführt werden müssen. Werden jedoch alle möglichen Fehlerquellen berücksichtigt, können hier ebenfalls gute implantologische Erfolge mit guter Langzeitprognose erzielt werden.
Bedauerlicherweise gibt es auch immer wieder Fälle, bei denen – neben den oben genannten anatomischen Strukturen – auch benachbarte Zähne in Mitleidenschaft gezogen werden. Für nicht routinierte Implantologen/-innen eignet sich mitunter eine Orientierungsschablone: So kann zumindest die Implantatposition übertragen oder mithilfe einfacher Bohrhülsen in der Schablone die Implantatachse vorgeben werden. Diese werden vom DVT übertragen.
Dr. Müller
Limitationen der DVT
Auch die DVT hat natürlich limitierende Faktoren. Jedes Gerät hat eine limitierende Auflösung und der dreidimensionale Datensatz wird aus vielen zweidimensionalen Bildern über einen Algorithmus ermittelt. Da es auch hier zu Ungenauigkeiten kommen kann, generiert durch das Berechnen oder auch durch den Anwender bzw. die Anwenderin, bleibt an dieser Stelle der wichtige Hinweis, auch bei der Nutzung eines DVT-Gerätes stets einen angemessenen Sicherheitsabstand zu den Strukturen zu wahren, um sich vor unangenehmen Überraschungen zu schützen.
Mittels Backward Planning kann die Position der Implantate optimiert und die Langlebigkeit der Versorgung auch unter den funktionellen und Prophylaxe-Aspekten entscheidend positiv beeinflusst werden. Die meisten Programme zur DVT-Diagnostik können bereits Implantate virtuell einfügen und oft auch ein virtuelles Waxup erstellen, mit dem dann die spätere Versorgung bereits geplant wird.
Oft wird noch das Kostenargument angeführt, welches gegen die Erstellung einer DVT-Aufnahme sprechen soll. Aber eine Planung mithilfe eines OPGs, die ein Modell, eine Schiene und Messkugeln erfordert und somit zahntechnische Kosten aufwirft, ist in der Regel nicht viel günstiger, dafür aber nicht so exakt.
Fazit
In der Implantologie spricht Vieles für eine dreidimensionale Planung. Insbesondere Zahnärzten/-innen, die noch nicht sehr routiniert in der Planung und Insertion von Implantaten sind, können hier große Vorteile für sich erzielen. Aber auch erfahrene Implantologen/-innen greifen mittlerweile auf DVT-Geräte zurück.
Allerdings sollte man insgesamt nicht den Strahlenschutz außer Acht lassen und die Indikation abwägen. Wenn es sich aber für die Behandlung bzw. geplante Versorgung als vorteilhaft erweist und bei der Einstellung auf ein möglichst kleines, zielgerichtetes FOV zurückgegriffen wird, dann ist die Strahlendosis, die verabreicht wird, vertretbar und der Benefit in der Planung gegeben.
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