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Dentalforum

Die ossäre Metamorphose mit WS-Condensern

In Deutschland inserieren und versorgen mehr als 6000 Zahnarztpraxen nach dem minimalinvasiven, medizinischen Implantationsverfahren (MIMI) unter Einsatz des dafür ausgerichteten Champions-Implants-System. Je nach Indikation sind auch die Knochenstrukturverdichtung durch WS-Condenser (Abb. 1) sowie die Herstellung autologen Knochenersatzmaterials mittels Smart-Grinder Teil des Verfahrens. Dr. Katrin Meyer stellt dieses Verfahren und die zugehörigen Instrumente vor.

Abb. 1: Die Einstellungen der WS-Condenser betragen im In- und Out-Modus immer 30 U/Min. mit 30 N-cm. Das Gewindedesign entspricht dem eines Champions (R)Evolution und des einteiligen Champions New Art: Bis zum Mikrogewinde sind es 8 mm, danach folgen alle 2 mm Einkerbungen, so dass man auf einfache Weise erkennen kann, wie tief man im Knochen kondensiert. Dr. Katrin Meyer und Champions-Implants
Abb. 1: Die Einstellungen der WS-Condenser betragen im In- und Out-Modus immer 30 U/Min. mit 30 N-cm. Das Gewindedesign entspricht dem eines Champions (R)Evolution und des einteiligen Champions New Art: Bis zum Mikrogewinde sind es 8 mm, danach folgen alle 2 mm Einkerbungen, so dass man auf einfache Weise erkennen kann, wie tief man im Knochen kondensiert.
Abb. 1: Die Einstellungen der WS-Condenser betragen im In- und Out-Modus immer 30 U/Min. mit 30 N-cm. Das Gewindedesign entspricht dem eines Champions (R)Evolution und des einteiligen Champions New Art: Bis zum Mikrogewinde sind es 8 mm, danach folgen alle 2 mm Einkerbungen, so dass man auf einfache Weise erkennen kann, wie tief man im Knochen kondensiert.
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MIMI beschreibt die minimalinvasive Vorgehensweise in der Implantatchirurgie mit Hilfe der lappenlosen („flapless“) Champions-Implants-Navigation sowie der Möglichkeit der ossären Metamorphose (OMM) im weichen Knochen. Indem man beim biologisch orientierten MIMI-Verfahren lappenlos vorgeht, wird die den Knochen nährende Knochenhaut (Periost) maximal geschützt. Da ein Implantat verwendet wird, das gleichzeitig Gingivaformer, die definitive Halteschraube und den Abdruckpfosten (alles zusammen Shuttle genannt) umfasst, ist die Knochenfreilegung unter Anästhesie und somit eine zweite aktive OP obsolet. Idealerweise schließt der Shuttle äquigingival ab, sodass das (R)Evolution-Implantat ca. 1,5 mm subkrestal platziert werden kann. Liegt lediglich ein Restknochenbestand von 3 mm vor, wird die ganze Länge des Microgewindes ausgenutzt und auf Bone-Level inseriert.

Vorgehen nach Knochentyp

Im harten Knochen D1/D2 erfolgt bei MIMI eine sogenannte krestale Entlastung, d.h., dass krestal die Kortikalis um 0,5 mm erweitert wird, um Druck auf die kortikale Knochenstruktur zu vermeiden. Bei einem Implantat von 3,5 mm Durchmesser erfolgt demnach die finale Bohrung mit 4,0 mm Ø, bei einem Implantat von 4,0 mm Ø (Einzelmolaren-Implantat) entsprechend mit einem Durchmesser von 4,5 mm usw. (Abb. 2).

Dr. Katrin Meyer und Champions-Implants
Abb. 2: Im weichen Knochen des seitlichen Oberkiefers wird der Durchmesser des zu inserierenden Implantats allein durch den letztgebrauchten Condenserdurchmesser festgelegt. Erreicht man z.B. mit 4,3 mm eine Primärstabilität von mindestens 20 N-cm, dann inseriert man ein (R)Evolution-Implantat mit 4,5 mm Durchmesser.

Im weichen Knochen D3/D4, bei der horizontalen Distraktion schmaler Knochen (MIMIII), bei internen, direkten Sinusliften (IDS) und bei allen Sofortimplantationen (Extraktion und Implantation in nur einer Sitzung) kommen die patentierten Winkelstücke, die sogenannten WS-Condenser, zum Einsatz: Hierbei wird die spongiöse Knochenstruktur schonend verdichtet. In wenigen Minuten lässt sich damit aus einem D3/D4-Knochen ein optimaler D2-Knochen generieren.

IDS – interner, direkter Sinuslift

Beim IDS geht man manuell mit Ahlen-artigen Bewegungen unter Einsatz des gelben und weißen konischen Dreikantbohrers direkt durch die Gingiva und den Knochen, der in dieser Region naturgemäß den Knochentyp D3/D4 aufweist. Sobald man die Gegenkortikalis direkt vor der Kieferhöhle erreicht, wechselt man zum Condenser (3,0 mm Ø), mit dem man mit 30 bis 60 N-cm die dünne Kortikalis durchdringt. Genutzt wird speziell dieser Condenser, da er im Gegensatz zu den kleineren über ein abgerundetes Ende verfügt, mit dem man die Schneidersche Membran direkt um 2 bis 3 mm anheben kann. Dies ist aufsteigend bis zum 4,3-mm-Condenser und einer Membrananhebung von bis zu 5 mm möglich.

Danach erfolgt die eigentliche Augmentation unter Anwendung des kalziumreichen, grobpastösen Knochenregenerationsmaterials EthOss. Dieses wird mit einem planen Instrument unter die Schneidersche Membran gestopft. Bei einer Restknochenhöhe von mindestens 3 mm folgt die äquikrestale Implantation.
Der IDS lässt sich auf diese Weise innerhalb von ca. 30 Min. durchführen (Abb. 3). Nach der Röntgenkontrolle wird das Implantatshuttle gescannt bzw. eine analoge, geschlossene Abformung mit einem geklickten PEEK-Pfosten im Shuttle vorgenommen.

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Abb. 3: Modellation der Spongiosa mit Hilfe der WS-Condenser, um eine Primärstabilität von etwa 40 N-cm zu erreichen.

Der idealerweise supragingival abschließende Shuttle wird durch eine passende Georgi-Hybridschraube ersetzt. Vor dem Einsetzen der Georgi-Hybridschraube wir das 100%ige Sauerstoff-Gel BlueM in den Implantatkörper appliziert. Auch nach dem Verschrauben kommt das Mittel nebst eines BloodStop-Pflasters zum Einsatz. Das BloodStop-Pflaster dient dabei als Nahtersatz. Es ist ein Verschlussmaterial auf Zellulosebasis, das sich nach Befeuchtung innerhalb von 3 Min. zu einem klebrigen Gel wandelt und sich nach zwei Tagen vollständig auflöst.

Sofortimplantation und Smart-Grinder-Verfahren

Die WS-Condenser kommen vor allem auch bei dünnen Bifurkationen im unteren Molarenbereich und bei Frontzahn-Sofortimplantationen zur Anwendung: Von distal oder mesial kommend, erweitert man mit den konischen Dreikantbohrern, die hier bereits als Condenser fungieren, die dünnen Bifurkationen. Danach kommen langsam aufsteigend die WS-Condenser zum Einsatz. So wird der Knochen sukzessiv erweitert (Abb. 4 bis 6).

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Abb. 4–5: Mit Hilfe der Condenser kann man bei Sofortimplantationen eine neue Alveole modellieren und sehr schmale Bifurkationen für ein Implantatbett mit 6 mm Durchmesser aufbereiten.
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Abb. 6: Mit Hilfe der Condenser kann man bei Sofortimplantationen eine neue Alveole modellieren und sehr schmale Bifurkationen für ein Implantatbett mit 6 mm Durchmesser aufbereiten.

Nach der Implantation wird mit den extrahierten Wurzeln im Smart-Grinder-Verfahren die Restalveole krestal aufgefüllt: Dabei werden die Zahnfragmente, der Wurzelzement, das Dentin und der Schmelz von Karies und Fremdmaterial wie Composite, Zement, Amalgam und Wurzelfüllmaterialien entfernt und mit dem Luftbläser der Behandlungseinheit getrocknet.

Anschließend werden sie mit dem Smart-Grinder-Tischgerät kurz geschreddert und gesiebt. Im nächsten Schritt wird das erhaltene, 3fach im Volumen vergrößerte gegrindete Zahnmaterial im Dappenglas mit einer Cleanser-Flüssigkeit von allen Bakterien, Viren und Pilzen befreit und mit einer Puffer-Flüssigkeit auf einen pH-Wert von 7,1 neutralisiert. Die komplette Aufbereitung des autologen Knochenersatzmaterials dauert etwa 10 Min. und wird biorecycelt der Restalveole im krestalen Abschnitt zurückgeführt (Abb. 7). Die Extraktion bzw. Osteotomie ist oftmals das Schwierigste in diesem Prozess, während die Sofortimplantation selbst lediglich etwa 15 Min. einnimmt.

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Abb. 7 Sofortimplantation mit Aufbereitung des natürlichen autologen Knochen ersatzmaterials aus den Resten des extrahierten Zahnes per Smart-Grinder-Verfahren. Nach Implantation wurde ein PEEK-Gingiva-Clix über dem Shuttle fixiert, um ein breiteres Emergence-Profil zu gestalten. Danach wurden eine großzügige Schicht BlueM aufgetragen und darüber ein beschnittenes BloodStop-Pflaster gelegt.

Implantation in schmalen Kieferknochen (MIMI II)

Unter Anwendung des MIMI-II-Verfahrens lässt sich ein schmaler Kieferknochen mit Simultanimplantationen in nur wenigen Minuten auf 6 mm Breite erweitern. Dabei müssen keine Mukoperiostlappen gebildet werden. Dies ist aufgrund der Mobilisierung der äußeren Knochenlamelle, der unverletzten Knochenhaut und der keratinisierten Gingiva nach bukkal möglich. Hierbei werden die zwei Winkelmodulatoren und die WS-Condenser eingesetzt. Letztere lediglich mit 30 U/Min. und 30 N-cm.

Sowohl die konischen Dreikantbohrer als auch die Condenser verbleiben dabei immer in der Spongiosa zwischen den beiden kortikalen Platten ohne Gefahr, dass die bukkale Wand frakturiert. Ein klinisches Beispiel verdeutlicht diese MIMI-II-Technik (Abb. 8): Mit Hilfe einer Turbine (einem sterilen Diamanten) wird von innen am Kieferknochen eine ausreichend lange Inzision gebildet, um in die modellierbare Knochenstruktur (Spongiosa) zu gelangen. Mit konischen Dreikantbohrern, Condensern und Winkelmodulatoren werden die drei o.g. Schichten nach bukkal und nur in wenigen Minuten mobilisiert. Der „bioaktive Container“ wird von allen Seiten optimal über das intakte Periost ernährt. Die Ergebnisse der befestigten Gingiva, also des hellen, keratinisierten Zahnfleisches, sprechen für sich.

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Abb. 8: Vorgehen nach dem Verfahren der MIMI II-Technik

Fazit

Mit Hilfe der WS-Condenser ist es möglich, bei der Implantation in idealer Weise mit der Natur zu arbeiten. Sie werden mit 30 U/Min. und 30 N-cm betrieben. Im Grunde sind sie Miniaturformen der ein- und zweiteiligen Champions-Implantate und geben in weichen Knochenarealen, bei Sofortimplantaten, horizontalen Distraktionen (MIMI-II) und beim internen, direkten Sinuslift (IDS, MIMI-VI) den Implantatdurchmesser vor.

Die Condenser selbst sind übersichtlich aufgebaut, resterilisier- und wieder einsetzbar. Man kann sie intraoperativ für manuelles Aufbereiten mit einem Ratschenadapter versehen (Abb. 9). Insgesamt ist die ossäre Metamorphose (OMM) sehr sicher und nachhaltig anwendbar. Die Ergebnisse sind überzeugend und ersparen unseren Patienten externe Sinuslifte sowie umfangreiche laterale Augmentationen mit Mukoperiostplastiken. Wirtschaftlich gesehen ist das MIMI-Verfahren ebenfalls interessant, da die Behandlungszeit deutlich verkürzt ist gegenüber dem klassischen Implantationsverfahren.

Dr. Katrin Meyer und Champions-Implants
Abb. 9: WS-Condenser kann man intraoperativ mit einem Ratschenadapter versehen, so dass sich final auch manuell mit der Ratsche die Kavitäten aufbereiten lassen.
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In nur zwei je halbstündigen Patientensitzungen lässt sich beispielsweise im MIMI-Verfahren eine Einzelzahnversorgung vornehmen, während man beim klassischen Implantologieverfahren durchschnittlich fünf bis sechs Sitzungen benötigt und entsprechend mehr Zeit aufwenden muss. Dies entspricht im Durchschnitt einer Betriebskostenentlastung von rund 900 Euro pro Implantationsfall. Die Patienten sind nach der Behandlung weitestgehend schmerzfrei, Schwellungen und Entzündungen treten kaum auf. Die minimalinvasive Implantation nach dem MIMI-Konzept kann in jeder allgemeintätigen Zahnarztpraxis durchgeführt werden.

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