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In meiner Praxis wurde jahrelang mit der klassischen WHO-Sonde gearbeitet. Dabei kam immer wieder die Frage auf, wie verlässlich die Messungen in Anbetracht unterschiedlicher Behandler tatsächlich sind. Denn der Messvorgang selbst ist für die Ergebnisse von entscheidender Bedeutung. So können z.B. Messergebnisse abweichen, wenn die Sonde mit unterschiedlichem Druck in die Tasche eingeführt wird. Zudem sind Ablauf und Datenspeicherung „hybriddigital“, da nach der Messwertermittlung die Werte manuell in das Praxismanagementprogramm eingepflegt werden müssen. Entsprechend war mein Interesse groß, als ich zum ersten Mal von der pa-on-Sonde erfuhr. Sie ist druckkalibriert, und der Transfer der Messergebnisse zum Computer erfolgt direkt und rein digital. Mittlerweile arbeiten wir seit ca. 2 Jahren mit der pa-on.
Anwendung in der Praxis
Der Zahnstatus des Patienten bzw. der Patientin ist über die Praxismanagementsoftware bereits erfasst und wird über die VDDS-Schnittstelle an die byzz-Software übergeben. Per Klick werden die Zahnstatusdaten an die sich in der Ablagestation befindliche Sonde transferiert (Abb. 1 bis 3). Nun „weiß“ die Sonde, welche Zähne vorhanden sind und wo gemessen werden soll. Basierend auf den Einstellungen wird die Sonde an den entsprechenden Stellen in den Sulkus eingeführt (Abb. 4a und 5). Die Taschentiefe (Abb. 4b) resultiert aus dem Wert, der eingenommen wird, wenn der Kragen der Messspitze auf der Gingiva aufliegt. Dabei werden die Spitze in die Sonde eingeschoben und der Weg optoelektronisch bestimmt.
Das Attachmentlevel wird in dem darauffolgenden Arbeitsschritt über ein leichtes Herausziehen des Kragens bis auf Höhe der Schmelz-Zement-Grenze ermittelt (Abb. 4c). Die Sondenspitze bleibt aufgrund der Federspannung auf Höhe des Taschenbodens, sodass der Wert automatisch erkannt wird (Taschentiefe + Weg bis Schmelz-Zement-Grenze = Attachmentlevel).Je nach Einstellung wird BOP direkt nach der Bestimmung der Taschentiefen aufgerufen. Weitere Parameter, wie z.B. Blutungsindex, Plaqueindex, Lockerungsgrad und Furkationsbefall, können optional an der Sonde oder händisch in der Software eingegeben werden. Da sie auf einer zusätzlichen visuellen bzw. taktilen Prüfung beruhen, sind sie nicht direkt durch das Sonden-Setup erfassbar (Abb. 6).

Nach Abschluss der Messung bzw. Eingabe der Daten wird die Sonde wieder in die Dockingstation gesetzt, damit die Daten in die byzz-Software übertragen werden können. Muss ein Wert nochmals bestimmt werden, kann dies entweder direkt in der Software oder an der Sonde erfolgen. Der gesamte Prozess ist somit durch eine Person durchführbar. Den Hauptvorteil sehen wir allerdings vor allem in der unkomplizierten Anwendung.
Die Messmethode ist sehr einfach zu erlernen und kann unabhängig vom Erfahrungsgrad schnell von jeder Prophylaxefachkraft angewandt werden. Die byzz-Software selbst verfügt neben den bereits erwähnten parodontologischen Parametern auch über die neue PAR-Richtlinie zum Staging und Grading. Dabei werden die Werte des CAL und die Sondierungstiefen berücksichtigt. Arbeitet man bereits mit der byzz für den Röntgenbereich, so werden Werte, die bei der Bestimmung des röntgenologischen Knochenabbaus erfasst wurden, ebenfalls berücksichtigt.
Verlässliche Messwerte?
Eine wichtige Frage bleibt nach wie vor: Wie verlässlich sind die Messergebnisse? Immerhin misst die Sonde im Gegensatz zu den meisten bekannten Sonden mit einem anderen Messverfahren, und die Messspitze verfügt über eine gewisse Flexibilität. Auch ist zu beachten, dass hier anders als bei einer manuellen Messung eine standardisierte Kraft vorliegt. Wir waren in der Anfangszeit etwas verwundert, dass die gemessenen Taschentiefen mit der pa-on etwas geringer ausfielen. Dies ist jedoch der Tatsache geschuldet, dass bei nicht druckkalibrierten Messungen die aufgebrachte Kraft tendenziell etwas höher ist*.
In einer Studie der Universität Marburg wurde die Messwerte der pa-on einer weiteren druckkalibrierten Sonde gegenübergestellt und es wurde kein klinisch relevanter Unterschied festgestellt [1]. Zudem zeigten druckkalibrierte Sonden in verschiedenen Untersuchungen reproduzierbarere Ergebnisse [2,3]. Eine weitere Studie konnte die Tendenz zu etwas höheren Messwerten ebenfalls belegen [4].
Schmerzempfinden und Motivation
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, wie Patientinnen und Patienten – insbesondere bei häufigen Messungen – die Methode empfinden. Ich konnte in meiner Praxis feststellen, dass gegenüber der konventionell mit einer WHO-Sonde durchgeführten Anwendung das Schmerzempfinden deutlich geringer ausfällt. Auch in einer Studie der Universität Marburg konnte das bestätigt werden [1]. Dabei wurde das Schmerzempfinden mit einem sogenannten VAS-Test erfasst. Dies ist eine visuelle Schmerzskala von 1 bis 10. Hier ergab die Auswertung, dass Patientinnen und Patienten ca. 20% weniger Schmerz bei der Verwendung von pa-on-Sonden empfunden haben. Darüber hinaus gab über der Hälfte der Teilnehmenden an, dass sie das Parometer gegenüber einer herkömmlichen Sonde bevorzugen.
Ein vermindertes Schmerzempfinden wurde ebenfalls durch eine Untersuchung mit der pa-on im Vergleich zu einer konventionellen Sonde bestätigt [4]. Dies liegt meines Erachtens daran, dass sich die flexible Messspitze beim Einführen in den Sulkus besser an die anatomischen Gegebenheiten anpasst und somit die Verdrängung und auch das Schmerzempfinden des gereizten Parodontalgewebes geringer ausfallen. Zusätzlich sollte erwähnt werden, dass durch die grafische Darstellung und die Sprachausgabe der Messwerte Patientinnen und Patienten zum Mitmachen motiviert werden (Abb. 7). Nicht zuletzt unterstützt die Sonde das Vertrauensverhältnis, da die Werte sichtbar objektiv ermittelt werden.

Fazit
Die Möglichkeit mittels des pa-on-Konzeptes mechanisch erfasste Daten direkt in unsere digitale Praxisumgebung einfließen zu lassen, ist ein enormer Vorteil; ebenso die unkomplizierte und schnelle Anwendbarkeit im Rahmen der UPT während der PAR-Behandlungsstrecke durch die Prophylaxefachkraft. Da die Sonde portabel ist, lässt sei sich zudem flexibel in verschiedenen Behandlungszimmern einsetzen. Den erhofften objektiven Abgleich gegenüber der konventionellen Messung können wir überdies aus unserer Erfahrung bestätigen. Durch die Anwendung sind unsere Ergebnisse sehr viel reproduzierbarer geworden. Die pa-on hat sich daher als ein wertvoller Bestandteil unseres Praxisalltags etabliert.
pa-on-Komponenten |
Voraussetzung für die Integration Das pa-on-Paket besteht aus der eigentlichen Messsonde – dem Parometer – nebst 10 Messspitzen, die als Einwegartikel konzipiert sind. Hinzu kommt eine Dockingstation, die per USB-Kabel mit dem Computer verbunden ist und für die Befundweitergabe an die Sonde sowie für das Auslesen der Messwerte zuständig ist. Nachdem die Software installiert, die individuellen Einstellungen in den Konfigurationen festgelegt und ggf. die Verbindung über die VDDS-Schnittstelle zur Praxissoftware hergestellt wurde, kann man direkt loslegen. |
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