Auch wenn bundesweit derzeit noch rund die Hälfte der Praxen filmbasiertes Röntgen anwendet, nimmt die Zahl der „Umsteiger“ in den letzten Jahren deutlich zu. Man muss kein Prophet sein, um die These zu wagen, dass in 10 Jahren wohl kaum noch jemand zahnärztliches Röntgen mit analoger Technologie betreiben wird. Der Autor hatte sich vor einiger Zeit kritisch mit einigen Aspekten des digitalen Röntgens auseinandergesetzt und die Industrie aufgefordert, bessere Lösungen zu entwickeln. Es ist erfreulicherweise festzustellen, dass die Hersteller durchaus an Verbesserungen arbeiten und neue Produkte bei Hard- und Software anbieten, die überwiegend positiv zu bewerten sind. Spannend bleibt dabei die Frage, ob das, was die Industrie als Verbesserung anpreist, sich in der Praxis dann wirklich als nutzbringend, erleichternd, Prozesse beschleunigend und die Diagnostik unterstützend erweist.
Zahnärzte stehen heute nicht mehr vor der Frage, ob sie bei einer Praxisübernahme oder Neugründung analoges oder digitales Röntgen verwenden wollen; es geht vielmehr um die Frage, welche digitalen Techniken zum Einsatz kommen sollen, welche Investition sinnvoll ist und wie es gelingt, mit der rasanten Entwicklung auf dem Markt Schritt zu halten. Bei filmbasierter Technik konnte man sich nach der Anschaffung eines Röntgengerätes entspannt zurücklehnen: Ein Röntgengerät hatte eine Lebenserwartung von bis zu 20 Jahren, bahnbrechende Neuentwicklungen waren nicht zu „befürchten“, Verbesserungen bei der Filmtechnologie waren überschaubar.
Heutzutage ist die Industrie von IDS zu IDS eifrig bemüht, durch Neuentwicklungen Marktanteile auszubauen. Dabei ist es ratsam, sich vor Neuanschaffungen Zeit zu nehmen und sich mit den Produkten auseinanderzusetzen. Nur wer gut informiert ist, vermeidet unangenehme Überraschungen. Messen sind bestens dazu geeignet, sich praktisch ein Bild zu machen, parallel nebeneinander verschiedene Geräte- und Softwareoptionen auszuprobieren und zu vergleichen, am besten zusammen mit Mitarbeiterinnen aus dem Team, die überwiegend die Geräte bedienen werden.
Trends bei der extraoralen Bildgebung
Ob ein Gerät einen Award für bestes Design errungen hat, ist aus Sicht des Autors nicht wirklich maßgebend. Eine Auszeichnung für Anwenderfreundlichkeit oder Funktionalität wäre da interessanter. Entscheidend ist doch die Frage, ob ein Gerät dazu beitragen kann, bei der Bildentstehung zu unterstützen und bei der Fehlervermeidung zu helfen. Natürlich sind Strahlereigenschaften wie Fokusgröße und Sensoreigenschaften wie Anzahl der generierten Bilddaten, z.B. beim Panoramagerät, oder der Prozess der Umwandlung der Röntgenstrahlung in ein auswertbares Bild wichtige Aspekte. Nach wie vor aber passieren viel mehr Fehler bei der Positionierung der Patienten (OPG, DVT) oder des Strahlers und Detektors (intraoral), die zur Folge haben, dass Röntgenaufnahmen nur teilweise befundbar sind oder wiederholt werden müssen. Insofern sind alle technischen Hilfsmittel, die den Anwender darin unterstützen, den Patienten/Strahler/Detektor gut zu positionieren, ein echter Gewinn. Leider hat der Autor den Eindruck, dass gerade diese Aspekte bei der Industrie nicht im Fokus stehen.
Hilfsmittel für die Patientenpositionierung
Planmeca
Ein ganz heikler Punkt scheinen Kinnauflage und/oder frontaler Aufbiss zu sein. Hier gibt es eine Reihe von Konstruktionen, die nicht begeistern, weil sie zu labil bzw. nicht einzuschwenken sind und teilweise zu deutlich im Röntgenbild dargestellt werden. Eine 5-Punkt-Fixierung des Patienten dürfte die sicherste Variante sein; manche Geräte verzichten aber auf eine Stirnabstützung oder bieten Kinnauflage und frontalen Aufbiss nur als Alternative und nicht in Kombination an. Ein Aspekt, der je nach Bauart der Geräte problematisch sein kann, ist die Positionierung bei Patienten von deutlich mehr als 1,90 m Körpergröße. Zwar lassen sich die meisten Geräte in solche Höhen fahren, aber ob eine 1,57 m große ZFA eine Chance hat, den Patienten korrekt zu positionieren, hängt von der Konstruktion der Bedienelemente ab.
Verbesserung der Aufnahmequalität
Dentsply Sirona
Morita
Wie bei vielen solchen herstellerspezifischen Besonderheiten ist es schwer einzuschätzen, wie sie sich im Alltag auswirken, denn Vergleiche bei identischen Patientenverhältnissen sind schwer realisierbar. Bei den Programmen ist erfreulicherweise erkennbar, dass sich das Spektrum in den letzten Jahren gewandelt hat: weg von unnötigen Einstellungen wie transversale Schichtaufnahme hin zu Quadranten-Einblendung und Bitewing-Einstellungen (wobei der Autor diesen Begriff irreführend findet, weil diese Aufnahmen die intraorale Bissflügelaufnahme nicht wirklich ersetzen können). Dass manche Panoramageräte – vor allem im unteren Preissegment – keine vertikale Kollimation (Einblendung) für Kinder-OPGs haben, ist sehr bedauerlich.
Kombigeräte auf dem Vormarsch
Orangedental
Um die Dosis ist bei der Unterbietung der Werte mittlerweile ein regelrechter „Kampf“ entbrannt. Das Ziel ist klar erkennbar: Das DVT soll das Image der hohen Strahlenexposition verlieren und damit hinsichtlich der rechtfertigenden Indikation leichter einsetzbar werden. Angaben wie „80% geringere Strahlendosis bei einer 3D-Aufnahme (5 × 5 cm Low-dose-Technologie) im Vergleich zu einem 2D-Panorama“ (Kavo OP 3D Pro) lassen schon aufhorchen. Natürlich ist dieser Trend der Dosisreduktion zu begrüßen, aber der Umgang mit dieser Technologie muss erst erlernt werden. Die Anforderungen an den Zahnarzt und das die Aufnahmen durchführende Personal sind heute ungleich höher als in der Zeit der analogen Technik. Heute muss man sich insbesondere bei 3D-Aufnahmen, aber auch beim OPG, vorher sehr genau überlegen, was man sehen möchte und dann hinsichtlich Einblendung und Auflösung die richtige Einstellung finden. Man hat regelrecht die Qual der (Programmaus-)Wahl, muss sich mit den umfangreichen Optionen vertraut machen und zumindest am Anfang erst Erfahrungen mit den unterschiedlichen Programmen sammeln und die Ergebnisse auswerten. Voxelgröße, Auflösung und Volumenvariabilität sind Schlagworte, die bei DVT-Geräten gerne als Verkaufsargument verwendet werden. Darstellungen von 2,5 Linienpaaren/mm mit DVT (Morita Veraview X 800) sind sicher bemerkenswert und für den Bereich Endodontie interessant, ebenso wie Kleinstvolumina von 3 cm (Planmeca Viso).
Tubusgeräte: Entwicklungen bei Design und Handling
Tubusgeräte sind immer noch die meistgenutzte und dabei preiswerteste Röntgenkomponente in der Zahnarztpraxis. Grundlegende Neuentwicklungen kann der Autor bei dieser Geräteart aktuell nicht erkennen, wenn man einmal von der „Carbon nanotube“ absieht, die im X-on@tubeAIR von Orangedental zum Einsatz kommt. Diese Technologie soll die Geräte kleiner und leichter und damit besser positionierbar machen. Änderungen an den Geräten betreffen mehr das Design und Handling. So hat Orangedental z.B. das Bediendisplay in den Strahler integriert und einen Griff angebracht, mit dem das Positionieren erleichtert werden soll (Abb. 5). Beim Planmeca ProX gibt es die interessante Lösung, dass der Sensor mit einer Halterung direkt am Tubus griffbereit befestigt ist und das Kabel über den Gelenkarm geführt wird (Abb. 6). Damit ist der Sensor eigentlich genau da, wo er gebraucht wird, und man hat kein mitunter sehr langes Kabel, das im Weg ist bzw. beim Ablegen/Aufhängen des Sensors in einer Wandhalterung vorsichtig gehandhabt werden muss. Röntgenstrahler und -empfänger können grundsätzlich unabhängig voneinander betrieben werden. Dem Detektor ist es egal, aus welchem Strahler die Röntgenstrahlung kommt; hier ist firmenübergreifend jede Kombination möglich. Zwar wird ein Dentaldepot einem Kunden, der sich für ein Röntgengerät der Firma A entschieden hat, auch eine dazu passende Detektorlösung offerieren. Hat man sich aber bei der Geräteauswahl z.B. für ein extraorales Gerät der Firma B entschieden und ist damit an deren Software gebunden, kann man durchaus das Tubusgerät der Firma A kaufen und – soweit verfügbar – trotzdem Detektor und damit dann auch Software der Firma B nutzen, um im System zu bleiben. Das mag auch der Grund dafür sein, dass seit der vorletzten IDS mehrere führende Hersteller, die sich bisher ausschließlich mit intraoralen Sensoren beschäftigt hatten, nun auch Speicherfolientechnologie anbieten. Denn wie man hört, läuft die Speicherfolie dem Sensor zumindest bei den Marktanteilen den Rang ab. Offenbar wird das leichtere Handling der Speicherfolie gegenüber der schnelleren Bildgenerierung beim Sensor von den AnwenderInnen bevorzugt. Orangedental
Planmeca
HD-Sensoren: mehr Dosis für herausragende Bildqualität
Bei den Detektoren gibt es einen Trend, der möglicherweise überrascht: Um beim Vergleich mit der allgemein recht guten Qualität der Speicherfolien zu punkten, geht die Entwicklung bei den Sensoren hin zu höher auflösenden HD-Sensoren, die aber auch mehr Dosis benötigen – also im Sinne des Strahlenschutzes eher ein Schritt zurück. Nach Meinung des Autors bestechen solche Aufnahmen aber durch hervorragende Bildqualität und das ist letztlich das, was Zahnärzte sich wünschen. Der Traum von der deutlichen Dosisreduzierung beim Wechsel von Film zu Sensor ist damit aber ausgeträumt: Wer vom hochempfindlichen F-Film zum HD-Sensor wechselt, wird erstaunt feststellen, dass der Techniker bei der Installation recht ähnliche Dosiswerte einstellt wie zuvor. Ungelöst, wenn nicht unlösbar, bleibt das Problem, dass Sensoren hinsichtlich der Dimensionen ungünstiger sind als Film oder Speicherfolie. Vor allem die technisch wohl unvermeidbare Differenz zwischen Außenfläche der Sensoren und der tatsächlich bildgenerierenden Fläche kann dazu führen, dass Zähne nicht vollständig abgebildet werden oder z.B. der periapikale Bereich nur knapp erkennbar ist.
Zu den intraoralen Detektoren gehört heutzutage auch zwingend ein funktionales Haltersystem. Und da sind die Möglichkeiten für die Speicherfolientechnik deutlich günstiger als für Sensoren. Das liegt zum einen daran, dass Film- und Speicherfolientechnik sich hierbei praktisch nicht unterscheiden und herstellerunabhängig verwendet werden können. Und zum anderen daran, dass die Sensoren keine einheitliche Form und Größe aufweisen, sodass universell einsetzbare Sensorhaltersysteme wesentlich schwieriger zu konstruieren sind. Hier ist das System von Dentsply Sirona Rinn erwähnenswert, das mit elastischen Gummizügen zur sicheren Fixierung des Sensors arbeitet. Manko ist allerdings, dass das System nicht zur Thermodesinfektion freigegeben ist und sich in der Praxis tatsächlich die Farbcodierung der Metallteile als nicht stabil erweist, wenn man auch ohne entsprechende Herstellerangabe die maschinelle Aufbereitung anwendet. Auch bei anderen Produkten überrascht immer wieder, dass Hersteller bei Angaben zur Aufbereitung nur die Autoklav-Sterilisation als Verfahren angeben, wo doch inzwischen jeder Anwender weiß, dass vor der Sterilisation die Desinfektion und Reinigung stehen und zunehmend automatisiert ablaufen, um validierbar sein zu können. Mehrwegprodukte ohne Eignung für die Thermodesinfektion sollten heute in der Zahnmedizin eigentlich nicht mehr angeboten werden.
Trends bei Speicherfolienscannern
Orangedental
Interessant ist, dass die Scanverfahren bei den einzelnen Geräten hinsichtlich der Mechanik recht unterschiedlich sind. Das „Dürr- Prinzip“ mit Einzug der Folien über eine Art Rollensystem wurde durchaus nicht von allen Herstellern übernommen. Nicht ganz ohne Grund, denn der VistaScan mini ist bisweilen etwas „sensibel“ und nimmt besonders bei den großen Speicherfolien einen Bedienerfehler manchmal übel. Die Speicherfolie zusammen mit der Hygieneschutzhülle in den Scanner einführen zu müssen, ist wahrscheinlich nicht die optimale Lösung. Dentsply Sirona und Planmeca setzen auf ein „Schlittenprinzip“, bei dem die Folien ohne mechanischen Stress in den Scanner eingefahren werden. Dass man beim Sirona-Scanner auch nach einer „Nachbesserung“ der ersten Serie beim Einlegen die Folien „mit Fingerspitzengefühl“ in den Einzugsschlitten gleiten lassen muss, überzeugt den Autor nicht ganz. Die Verschiedenartigkeit der Systeme macht deutlich, dass die Ideallösung offenbar noch nicht gefunden ist. Bei Planmeca und Carestream Dental gibt es die Besonderheit, dass die Speicherfolien mit einem Chip ausgestattet sind, der eine Codierung auf den Patienten vor jeder Exposition zulässt. Dies soll bei frequentem Betrieb eine Fehlzuordnung der Aufnahme zum falschen Patienten vorbeugen. Spitta
Planmeca
Fazit
Die zahnärztliche digitale Röntgenwelt ist in letzter Zeit vielfältiger und bunter geworden und erfordert eine intensive Beschäftigung mit den schier unbegrenzten Möglichkeiten nicht nur vor der Anschaffung der Geräte, sondern auch während deren Benutzung. Für einen ersten Überblick bietet „Dental Kompakt Online“ eine gute Möglichkeit, verschiedene Geräte auf der Basis von Hersteller-Angaben miteinander zu vergleichen (Abb. 8). Erfreulich ist, dass die meisten Hersteller inzwischen potenziellen Kunden via Website umfangreiches Informationsmaterial zur Verfügung stellen, bis hin zu Video-Bibliotheken mit Kurzfilmen, die auch die Handhabung von Geräten zeigen. Hier gefiel dem Autor die „Materialbank“ auf der Website von Planmeca (Abb. 9), auch wenn – wie bei fast allen Anbietern – leider vieles nur in Englisch verfügbar ist. Diese Videos können helfen, auch in der Anwendungsphase von Geräte nützliche Tipps zu geben und so z.B. bei der Ausbildung von Zahnmedizinischen Fachangestellten oder bei neuen MitarbeiterInnen den Umgang mit Geräten leichter zu lernen.
Der zweite Teil dieser Artikelserie befasst sich mit den Weiterentwicklungen bei der Röntgensoftware.
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