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2-Jahres-Zwischencheck bestanden

Ein hochästhetisches Bulk-Flow-Komposit als Universal-Füllungsmaterial für kleine Klasse-II-Läsionen

Bulk-Flowables gibt es viele auf dem Markt, solche mit universellen Farbanpassungseigenschaften schon weniger, nur ganz wenige, die auch noch uneingeschränkt für die Klasse II zugelassen sind und keine zusätzliche kaustabilisierende Deckschicht benötigen. Wie ein derartiges „Universal-Bulk-Flow“ die Versorgung gerade auch bei sehr kleinen, minimalinvasiven Klasse-II-Defekten erleichtern kann, zeigt der folgende Beitrag.

C-P Ernst
Ansicht des Defektes von bukkal: Ein Oberflächeneinbruch ist hier erkennbar
Ansicht des Defektes von bukkal: Ein Oberflächeneinbruch ist hier erkennbar
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Eine minimalinvasive Herangehensweise in direkter Technik ist bei kariösen Primärläsionen das Vorgehen der Wahl. Dies empfiehlt auch die neue Leitlinie zu direkten Kompositrestaurationen an bleibenden Zähnen im Front- und Seitenzahnbereich, die im Januar 2024 veröffentlicht wurde.*

Oft sind die entdeckten Defekte klein und stark unterminierend. Bei Indikationen, bei denen eine Kariesarretierung nicht mehr in Frage kommt, wie bei bereits sichtbaren Oberflächeneinbrüchen, steht dann die adhäsiv-restaurative Therapieform als die sinnvollste im Raum. Bei derartigen, stark unterminierenden und damit schwer einsehbaren Läsionen liegt die primäre Herausforderung darin, die Karis – selbst in Bereichen unter Überhängen – vollständig zu entfernen und nachbarzahnschonend zu präparieren. Die nächste Herausforderung stellt sich bei der Auswahl eines geeigneten Restaurationsmaterials.

Flowables zählen in derartige Situation zur ersten Wahl, denn sie erleichtern enorm die Applikation und damit die Benetzung der gesamten Kavitätenoberfläche in visuell nicht gut kontrollierbaren Bereichen gegenüber pastösen Füllungsmaterialien. Ideal sind Bulk-Fill-Materialien, die weder eine Schichtung noch eine Deckschicht aus konventionellem, pastösem Komposit erfordern. Allerdings gibt es bei diesen Detailunterschiede in der Viskosität: Je niedriger die Viskosität, desto besser ist zwar die Benetzungsfähigkeit der Kavität, jedoch kommt es dann oft zu einem unkontrollierbaren Wegfließen in Randleistenbereichen. Dies ist vor allem bei Bulk-Flow-Kompositen der Fall, die keine Deckschicht mit einem pastösen Komposit benötigen. Daher muss gerade bei diesen ein idealer Kompromiss aus Benetzungseigenschaft bzw. dem automatischen Auffüllen unterminierender Bereiche kleiner Kavitäten und einer Standfestigkeit gefunden werden, die sicherstellt, dass das Material nicht sofort über die Matrizenkante hinausläuft und gleichzeitig eine Randleistengestaltung ermöglicht.

Fallbericht:

Der 22-jährige Patient stellte sich zu einer Routineuntersuchung vor. An Zahn 26 fiel eine atypische Transluzenz in der mesialen Randleiste auf, die auf eine versteckte Karies im Approximalraum hinwies (Abb. 1). Die angefertigte Bissflügel-Röntgenaufnahme bestätigte den klinischen Verdacht (Abb. 2). Klinisch konnte mesial bei Inspektion von bukkal zudem ein Oberflächeneinbruch festgestellt werden (Abb. 3). Mit einem schlanken, birnenförmigen Mikropräparationsinstrument (Komet 830 RM) wurde der Defekt im Bereich der Randleiste zunächst dargestellt, und der eröffnete Defekt wurde dem Patienten über das klinische Foto gezeigt (Abb. 4).

C-P Ernst
Abb. 1: Atypische Transluzenz in der mesialen Randleiste an Zahn 26.
C-P Ernst
Abb. 2: Die Bissflügel-Röntgenaufnahme zeigte eine behandlungsbedürftige, mesiale Approximalkaries an Zahn 26.
C-P Ernst
Abb. 3: Ansicht des Defektes von bukkal: Ein Oberflächeneinbruch ist hier erkennbar.
C-P Ernst
Abb. 4: Eröffnung der Läsion von okklusal.

Wie häufig anzutreffen, zeigt sich die klinische Ausweitung der kariösen Läsion deutlich weiter fortgeschritten, als im Röntgenbild (Abb. 2) zu erahnen war. Die weitere Exkavation erforderte ein deutliches Erweitern der Läsion gerade in palatinaler Richtung. Zur Schonung der intakten Approximalfläche des Zahnes 25 wurde hier sonoabrasiv mit dem SF30M-Instrument gearbeitet (Komet). Abbildung 5 zeigt die fertig präparierte, vollständig exkavierte und bereits mit einer Teilmatrizenfolie (Danville Sectional Matrix ultra thin flex) unter Separation mit einem Composi-Tight 3DXR Garrison-Spannring zur Versorgung vorbereitete Kavität.

Für die Versorgung derartiger Läsionen sind Universaladhäsive oftmals die erste Wahl des Behandlers, kombinieren sie doch Zuverlässigkeit mit einfachem Handling. Im vorliegenden Fall wurde nach selektiver Schmelzätzung für 20 s das Universaladhäsiv iBond Universal (Kulzer) für 30 s appliziert, sorgfältig verblasen und für 20 s polymerisiert (Elipar Deep Cure, 3M). Die Abbildung 6 zeigt die bereits fertig versiegelte Kavität.

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Dem Patienten war an einer ästhetischen Versorgung gelegen. Ein Komposit mit einer guten, universellen Farbanpassungseigenschaft erleichtert in derartigen kleinen Kavitäten mit ausreichend oral und bukkal vorhandener Zahnhartsubstanz die Farbauswahl und damit die individuelle Farbanpassung enorm: mit einer Farbe, die immer passt. In diesem Fall fiel die Wahl auf das bereits seit über 2 Jahren erfolgreich etablierte Venus Bulk Flow ONE (Kulzer).**

Das Material vereint eine für ein Bulk-Fill-Material hervorragende Ästhetik mit einer einfachen Applikationstechnik in sehr angenehmem Handling: Obwohl es sich um ein Flowable handelt, fließt es nicht zu schnell unkontrolliert weg, was gerade beim Aufbau von Randleisten ein nicht zu unterschätzender klinischer Anwendungsvorteil ist. Da die Kavität nicht tiefer als 4 mm war, wäre sogar ein Auffüllen in einem Zug möglich gewesen. Dennoch kamen zwei horizontale Schichten zur Anwendung, da sich die Randleiste so einfacher modellieren und darstellen ließ. Jede der beiden Schichten wurde für 20 s polymerisiert (Elipar Deep Cure). Nach Abnehmen der Matrize erfolgte eine weitere Polymerisation für 20 s aus approximal-bukkaler Richtung.

Die Abbildung 7 zeigt das Behandlungsergebnis unmittelbar nach Ausarbeitung und Politur (Eve Diacomp Plus Twist-Polierer, klein), die Abbildung 8 und 9 zeigen den Zustand zwei Jahren später: Die Oberfläche ist über die zweijährige Gebrauchsperiode etwas matter geworden, es zeigten sich weder Randdefekte, Randverfärbungen noch Abrasionsspuren oder Randleistenausbrüche. Die erneut angefertigte Bissflügelaufnahme (Abb. 10) zeigt eine perfekte Randadaptation der unterminierenden Restauration und eine hervorragende Röntgenopazität. Der Patient ist mit der vorgenommenen Versorgung nach wie vor funktionell und ästhetisch hochzufrieden. 

C-P Ernst
Abb. 7: Behandlungsergebnis der Venus Bulk Flow ONE Füllung nach Ausarbeitung und Politur.
C-P Ernst
Abb. 8: 2- Jahres-Zwischencheck: Es zeigen sich weder Randdefekte noch Randverfärbungen.
C-P Ernst
Abb. 9: 2- Jahres-Zwischencheck: Keine Abrasionsspuren oder Randleistenausbrüche.
C-P Ernst
Abb. 10: Bissflügelaufnahme nach zwei Jahren mit der intakten mesio-approximalen Restauration. Die Initialläsion an Zahn 36 wird weiterhin gemonitored und fluoridiert.

Bewertung

Je weniger fehleranfällig eine Versorgungsform ist, desto höher ist mit Sicherheit deren Erfolgsprognose – eine lege artis durchgeführte Herangehensweise vorausgesetzt. Jede Art von Schichtkonzepten erhöht die Gefahr einer ungewollten Spaltbildung zwischen den Inkrementen, da die interne Adaption eventuell noch nicht wie gewollt erzielt werden konnte. Diese Gefahr ist gerade bei sehr kleinen, unterminierenden und damit visuell schwer kontrollierbaren Kavitäten deutlich erhöht. Deswegen bieten sich hier Bulk-Fill-Konzepte an.

Die Verwendung als Flowable garantiert zusätzlich eine optimale Benetzung der Kavität und reduziert nochmals weiter das Vorhandensein von bereits initialen, verarbeitungsbedingten Randspalten gerade im kritischen Interface zwischen der Zahnhartsubstanz und dem Restaurationsmaterial. Wenn das Bulk-Flowable nicht auch noch mit einem pastösen Komposit überschichtet werden muss und sich durch die guten Farbanpassungseigenschaften automatisch ein ansprechendes ästhetisches Erscheinungsbild ergibt, kann diese Herangehensweise durchaus als Favorit in Form einer einfachen, ästhetischen und hochqualitativen Versorgungsvariante für kleine minimalinvasive Primärläsionen angesehen werden.

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