MIMI beschreibt die minimalinvasive Vorgehensweise in der Implantatchirurgie mit Hilfe der lappenlosen („flapless“) CNIP-Navigation und der Möglichkeit, der „ossären Metamorphose“ (OMM) im „weichen Knochen“. Die nachfolgende Implantatprothetik kommt ohne aktive Wiedereröffnung des Zahnfleisches (Freilegung mittels Operation) aus und ohne jeglichen Eingriff in den Implantatkörper, welcher während der Einheilzeit 2-teiliger Systeme steril bleibt.
MIMI wird auch als „Schlüsselloch-Methode“ in der zahnärztlichen Implantologie bezeichnet. Allerdings lässt sie sich nicht mit der lappenlosen Chirurgie gleichsetzen. Ebenso darf man das Operationsverfahren nicht mit Mini-implantaten in Verbindung bringen.
Dr. Armin Nedjat
Voraussetzungen für einen perfekten Workflow
Für das Verfahren ist ein Winkelstück (grün) notwendig, welches niedrig-tourig (zwischen 20 und 250 U/min) mit ausreichender Kraft (30/40 Ncm) am Behandlungsstuhl einsetzbar ist. Als Basis dient die CNIP-Navigation, bei der niedrig-tourige Instrumente immer in der Spongiosa bleiben – eine Darstellung des Knochens kann auf diese Weise durch Lappenbildungen gänzlich vermieden werden. Es besteht die Möglichkeit, in Kiefern mit einer Breite von nur 2 mm zu implantieren.
Dies kann mit der Methode von MIMI-II und MIMI-VI zur Erweiterung des Kieferkamms durchgeführt werden. Ein wichtiger Aspekt für die Methodik sind genaue Kenntnisse der Knochenbeschaffenheit; Knochen sind dehnbar.
Im Standardfall sind bei dem Verfahren nur 2 Sitzungen erforderlich. Das Implantat-Innere wird dann erst unsteril, wenn das Shuttle* mit dem Abutment getauscht wird vor dem Fixieren der verschraubten oder zementierten Krone. Noch am gleichen Tag des Eingriffs kann der Patient ohne Schwellungen und schmerzfrei entlassen werden.
Dr. Armin Nedjat
Laut Statistik [1] werden für die konventionellen Verfahren und die darauffolgende Prothetik einer Einzelkrone 3 Stunden benötigt. Beim MIMI-Verfahren kalkuliert man 1 Stunde Behandlungszeit. Für den Behandler und Patient eine nicht unwesentliche Kostenersparnis. Eine Besonderheit an dem Implantatsystem ist das Shuttle.
Es ist mit der definitiven Halteschraube im Implantat integriert und verbleibt steril im Doppelkonus 9,5° mit integriertem Hexadapter des Implantats. Er ist Einbring-Werkzeug, chirurgische Verschluss-Schraube, Gingiva-Former und Abformungstool in einem.
Während der Einheilungszeit von 6 bis 8 Wochen bleibt, wie erwähnt, das Innere des Implantats steril. Die Zipprich-Studie aus 2012 [2] bestätigt die Bakteriendichtheit des (R)Evolution Systems.
Verschiedene Knochendichten
Das Geheimnis einer erfolgreichen Implantation ist, dass die Primärstabilität im harten D1- und D2-Knochen durch die Spongiosa erreicht wird. Dies wird mit Hilfe von Implantatsystemen (z. B. Champions (R)Evolutions, Astra oder Ankylos), die mit einem ausreichend langen Innenkonus versehen sind und einer 2 mm subkrestalen Insertion erreicht. Möchte man im D1- und im D2-Knochen Kavitäten aufbereiten, so empfehle ich eine krestale Entlastung im kortikal-krestalen Bereich: Für ein Implantat mit 3,5 mm Durchmesser setze ich final einen 4,0 mm Bohrer, bei einem 4,0 mm Implantat (für einen Einzel-Molaren) final einen 4,5 mm Bohrer ein.
Wir simulieren so eine Sofortimplantation, bei dem die röntgenologischen Ergebnisse – auf Jahrzehnte gesehen – ebenso wie das subkrestale Implantieren als sehr gut zu bezeichnen sind. Im weichen Knochen (D3 und D4) und bei Sofortimplantationen kommt die ossäre Metamorphose (OMM) zum Einsatz. Man führt digital (nur per Hand und Ratschenadapter) stichartige Bewegungen mit den ersten beiden konischen Dreikantbohrern aus.
Danach kommen ausschließlich CHAMPIONS CONDENSER (knochenverdichtende Instrumente) in den Durchmessern 2,4 – 2,8 – 3,0 – 3,3 – 3,8 – 4,3 – 4,8 – 5,3 mm zum Einsatz (Abb. 3, 4). In der 2. Reihe des CHAMPIONS OP-Trays befinden sich die Condenser: Erreicht man im weichen Knochen z. B. „handfest“ (etwa 20 Ncm) mit einem Condenser eine Primärstabilität mit dem blauen Condenser ø 4,3 mm, so inseriert man ein Implantat mit dem Durchmesser 4,5 mm. Auch die Länge des benötigten Implantats kann man optimal mit den Condensern intraoperativ einschätzen. Dr. Armin Nedjat
Dr. Armin Nedjat
Nicht die Anatomie (z.B. mit Hilfe eines präoperativen DVTs ermittelt) entscheidet über den Implantatdurchmesser, sondern die Knochendichte, die man im weichen Knochen oder bei Sofortimplantaten erst intraoperativ mit Condensern ermitteln kann. Bei Sofortimplantaten oberer, erster Molaren bereitet man das neue Implantatbett in der Trifurkation auf.
Auch Sofortimplantate im unteren Molarenbereich sind mit Hilfe der Condenser in wenigen Minuten erfolgreich machbar. Spongiöser Knochen ist sehr gut modellierbar, sodass man auch in ein dünnes Septum von nur 1,5 mm Breite eine primäre Stabilität mit einem Implantat von 4,0 mm Durchmesser erreicht.
Fazit
MIMI®, die minimalinvasive Methodik der Implantologie, hat viele Vorteile und ist ein inzwischen fast 30 Jahre altes „Schlüsselloch“-Verfahren, welches sicher, erfolgreich, fast frei von Investitionen und von jeder Zahnarztpraxis durchführbar ist. MIMI® ist das Tool für eine Sofort- oder Spätimplantation bei breitem oder schmalem Kiefer, mit oder ohne Sinuslift.
Für die Implantationen sind sterile Verhältnisse notwendig, jedoch nicht in dem Umfang wie in einem Operationssaal. Dies erlaubt dem Behandlerteam und dem Patienten einen geringeren Stressfaktor, Zeitersparnis und optimiert den Workflow. Viele Patientinnen und Patienten schätzen eine schnelle Implantatversorgung in nur einer Behandlungssitzung, was mit diesem Verfahren erreicht werden kann.
Literatur
[1] VIP-ZM Studie, 2015, Champions-Implants GmbH [2] Zipprich H: „Micro-movements of Implant-abutment-interface“, 2. Champions-VIP-Kongress, 05/2012
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