Das Bewusstsein, dass auch Implantate gepflegt und sauber gehalten werden müssen, um z.B. eine Periimplantitis zu vermeiden, scheint oft unzureichend vorhanden zu sein. Denn eine unbehandelte Entzündung kann sich bis in die Tiefen der Kieferknochen ausbreiten [1].
Mit immer mehr implantatversorgten Patienten steigt auch die Prävalenz von biologischen Komplikationen an Implantaten. So findet sich eine periimplantäre Mukositis bei etwa 40% der Patienten, und bei zirka 20% tritt bereits eine manifeste Periimplantitis auf, die gerade bei Diabetikern als chronische nicht ansteckende Erkrankung gerne unentdeckt bleibt [2]. Eine reversible periimplantäre Mukositis gilt dabei als noch den primärprophylaktischen Maßnahmen zugänglich, während die Periimplantitis schon den sekundärprophylaktischen Maßnahmen zugeführt werden muss.
Von „primordialer“ Prävention spricht man vor der Implantatinsertion, von der „primären“ Prävention während und nach der Implantatinsertion. Hierbei geht es bereits in der Planung auch um die richtige Implantatposition und die Zugänglichkeit für die Mundhygiene und Nachuntersuchungen. Die „sekundäre“ Prävention konzentriert sich auf die Maßnahmen, mit denen man nach der Implantatinsertion stabile periimplantäre Verhältnisse aufrechterhalten möchte [3]. Es gibt zahlreiche Risikokeime, wie beispielsweise Porphyrmonas gingivalis, die sich in und um die Problemzonen herum sehr wohl fühlen. Diese müssen in Schach gehalten werden, da sie sonst wieder zur dominanten pathologischen Besiedelung des Biofilms führen können. Das Management der periimplantären Mukositis kann mittels mechanischer Instrumentierung oder auch durch adjuvante chemische Methoden wie Antiseptika, Antibiotika oder fotodynamische Therapie erfolgen.
Ein nichtchirurgisches Vorgehen konzentriert sich auf eine Dekontamination der Implantatoberfläche mittels mechanischer/physikalischer Verfahren. Hier werden die Verwendung von Lasern, die fotodynamische Therapie mit Einsatz/Unterstützung von Probiotika und die systemische Antibiotikagabe diskutiert [4]. Die chirurgischen Verfahren reichen, je nach Befall einer Periimplantitis, von der Taschenbeseitigung durch Resektion über die periimplantäre Knochenrekonstruktion bis hin zur mechanischen/physikalischen Implantatoberflächen-Dekontamination [5]. Nach erfolgreichem Vorgehen sollten die Patienten dann direkt in ein engmaschiges Recallsystem überführt werden. Damit die häusliche Prophylaxe zwischen den Recallterminen gelingen kann, helfen teilweise ganz einfache Tipps und Tricks, die jeder Zahnarzt seinen Patientinnen und Patienten vermitteln kann:
Praxistipps für die häusliche Implantatpflege:
- Patienten mit Implantat sitzen gerne dem Irrtum auf, dass ihr Implantat, weil ja künstlich hergestellt und aus „totem Material“, keine besondere Pflege braucht. Es gilt daher ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass das Implantat und vor allem dessen Ränder besondere Aufmerksamkeit brauchen, um gesund und sauber zu bleiben (Abb.1.).
- Für die Reinigung der schwer zugänglichen Zwischenräume zwischen Implantat und Zahnfleisch sollte eine mit etwas Zahncreme/-konzentrat bestrichene Interdentalbürste zum Einsatz kommen (Abb. 2).Für besonders schwer zugängliche Stellen im Seitenzahnbereich können zudem mit Zahncreme/-konzentrat bestrichene „Soft Picks“ verwendet werden.
- Zur Reinigung unter Brückengliedern kann man Superfloss mit etwas Zahncreme/-konzentrat bestreichen und dann am Pfeilerzahn mit dem verstärkten Anfang einfädeln. So kann man mit dem Mittelteil gut die unter sich gehenden Stellen der Brückenglieder reinigen.
- Auch eine Einbüschelbürste kann von Fall zu Fall bei der Reinigung von Implantaten sehr hilfreich sein. Sie besitzt im Gegensatz zu Multitufted-Zahnbürsten nur ein einziges Büschel, sodass sie gezielt für kleine zu reinigende Flächen einsetzbar ist.
- Bei der/dem zu verwendenden Zahncreme/-konzentrat ist ein niedriger RDA-Wert (etwa 30) für die schonende Reinigung von Implantaten geeignet. So lässt sich eine deutlich bessere Beseitigung und Abtötung der Sulkusbakterien erzielen, was zu einer über 90%igen Keimreduktion führen kann. Konzentrate mit ätherischen Ölen lassen bestehende leichte Gingivitiden rascher abklingen und fördern die Regeneration des Zahnfleisches. Das Zahnpflegeprodukt sollte sanft sein, sehr gut reinigen sowie antibakteriell und entzündungshemmend wirken (z.B. schäumendes Zahncremekonzentrat Ajona).


Fazit
Es ist sehr wichtig, dass man seine Patienten und Patientinnen immer wieder motiviert und sie unter Anleitung selbst üben lässt, damit die komplizierte, ungewohnte Motorik im ZNS abgespeichert wird und ohne großes Nachdenken manuell durchgeführt werden kann, um die Entzündungen dauerhaft in den Griff zu bekommen und schwere Allgemeinerkrankungen zu vermeiden [6].
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