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Eine wesentliche und bedeutsame Neuerung der aktuellen Klassifikation parodontaler und periimplantärer Erkrankungen ist die Definition parodontaler Gesundheit bzw. Stabilität. Nach einer idealerweise leitliniengerechten Parodontitistherapie weist ein/-e erfolgreich behandelte/-r Patient/-in, freilich mit klinischem Attachmentverlust, die folgenden Merkmale auf: Sondierungstiefen (ST) kleiner/gleich 4 mm (bzw. keine ST von 5 mm und mehr), keine Sondierungstiefen von 4 mm und einer Blutung auf Sondierung (BAS) und weniger als 10% positive Stellen mit BAS.
Zur Bedeutung eines solchen Behandlungsergebnisses für die langfristige Entwicklung der parodontalen Verhältnisse nach der parodontalen Therapie gibt es bisher nur wenige Daten. Eine Gruppe aus Wien und Malmö hat sich dem kürzlich angenommen und interessante Ergebnisse zu Tage gefördert.
Methodik
In Rahmen einer retrospektiven Studie wurden an der Universität in Wien behandelte Patienten/-innen mit Parodontitis Stadium 3 oder 4 nach frühestens 7,5 Jahren nachuntersucht. Von initial 237 zur Verfügung stehenden Patienten/-innen konnten 100 Patienten/-innen mit vollständigen klinischen, radiologischen und anamnestischen Daten und Nachsorge in der unterstützenden Parodontitistherapie (UPT) eingeschlossen werden.
Die UPT-Intervalle wurden für jede/-n Patienten/-in individuell festgelegt und betrugen ein-, zwei-, drei- oder viermal pro Jahr. Die Adhärenz mit diesem Regime und die tatsächlich durchgeführten parodontalen Nachsorgen/Jahr wurden verglichen und als „hoch-adhärent“ (in allen Jahren erfüllt), „moderat adhärent“ (in zwei Drittel der Jahre erfüllt) oder als „nicht adhärent“ (alle weiteren) klassifiziert. Der parodontale Zustand, das heißt „stabil“ (ST ≤ 4 mm, keine ST 4 mm und BAS, < 10% BAS+) oder „instabil“ und die Anzahl entzündeter Zähne bei Eintritt in die UPT bzw. bei der UPT am Ende des Untersuchungszeitraumes, der Plaque-Index sowie der Zahnverlust in der UPT dienten als die relevanten Messgrößen.
Ergebnisse
Nach durchschnittlich 10,77 Jahren gingen 117 Zähne bei gesamthaft 56 Patienten/-innen verloren, davon aus solitär parodontalen Gründen aber nur 38 Zähne bei 24 Patienten/-innen. In der Mehrzahl handelte es sich also nicht um parodontal bedingten Zahnverlust. Bei 63 Patienten/-innen entsprach die Anzahl durchgeführter UPT-Behandlungen dem vorgeschlagenen Intervall. Zahnverlust bedingt durch Parodontitis betraf – mit einer Ausnahme – nur Patienten/-innen mit instabilen parodontalen Verhältnissen zu Beginn der UPT.
Die Anzahl der entzündeten Parodontien pro Patient/-in erhöhte sich von 2,41 zu Beginn der UPT auf 3,41 am Ende des Untersuchungszeitraumes. Korrespondierend dazu verringerte sich die Zahl der Patienten/-innen mit stabilen parodontalen Verhältnissen von 21 auf 17. Unzureichende Mundhygiene (x 8) und instabile parodontale Verhältnisse (x 87) erhöhten das Risiko für parodontal bedingten Zahnverlust. Während das Risiko bei Einhaltung des UPT-Intervalls nicht mehr erhöht war, blieb der Einfluss unzureichender Mundhygiene für parodontal bedingten Zahnverlust aber bestehen.
Klinische Schlussfolgerungen
In der hier vorgestellten Studie trafen bei (nur) 21 Patienten/-innen alle Kriterien für parodontal stabile Verhältnisse nach der Parodontitistherapie zu. Zu Art und Anzahl parodontaler Behandlungsformen (Chirurgie, Antibiotika, etc.) lieferte die Arbeit allerdings keine weiterführenden Angaben. Das bedeutet bei etwa 80% der Patienten/-innen wurde dieses hohe Ziel nicht vollständig erreicht und bei einigen Zähnen bestanden weiterhin einzelne entzündete Parodontien. Demnach sind diese strengen Maßstäbe, offenbar auch in einer spezialisierten Einrichtung, in der Mehrzahl der Fälle nur schwer zu erreichen. Sie sind aber dennoch wichtige Anhaltspunkte und begründete Ziele der systematischen Therapie.
In der Studie wurde klar gezeigt, welchen Effekt eine verbleibende parodontale Entzündung für die Entwicklung der parodontalen Verhältnisse über die Untersuchungszeit hat. Instabile parodontale Verhältnisse führen letztlich zu mehr parodontal bedingtem Zahnverlust, stellen also für den/die Patienten/-in einen deutlich wahrnehmbaren Parameter, mit Einfluss auf die mundbezogene Lebensqualität dar. Für das Verfehlen „hundertprozentiger“ Stabilität kann es anamnestische, therapeutische oder klinische Gründe geben. Zu einem gewissen Teil ist das Behandlungsergebnis aber durch eine hohe Adhärenz zur vorgeschlagenen UPT-Frequenz kompensierbar.
Zudem besteht natürlich in vielen Fällen die Option, die Anzahl der UPT-Termine pro Jahr und/oder die Zeitintervalle zwischen den einzelnen Behandlungen zu erhöhen. Die individuelle Bestimmung der langfristig notwendigen UPT-Frequenz stellt allerdings nach wie vor eine klinische (und auch wissenschaftliche) Herausforderung dar und ist im gegebenen individuellen Patientenfall prospektiv nur schwer genau zu bestimmen. In vielen Situationen scheint es aber ratsam, eher eine UPT mehr anzubieten, um die parodontale Stabilität sicherzustellen.
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