Ältere Menschen haben nach wie vor ein höheres Risiko für Parodontalerkrankungen – diese Erfahrung mache ich in meiner Praxis täglich. Auch die DMS V [1] gibt keine Entwarnung: Trotz eines rückläufigen Trends der schweren Parodontitis bei 65- bis 74-Jährigen weist jeder zweite jüngere Senior eine parodontale Erkrankung auf. Ist zusätzlich die Motorik durch eine Erkrankung eingeschränkt, steigt das Risiko. Mit möglichen ernsthaften Folgen, denn orale Bakterien und deren Stoffwechselprodukte sowie lokal im Parodont freigesetzte Entzündungsmediatoren können in den Kreislauf gelangen und die Entstehung von Allgemeinerkrankungen begünstigen. Auch bei der Etablierung und Progression von Parodontitiden ist der bakterielle Biofilm einer der Hauptfaktoren [2]. Dieser muss also durch eine sorgfältige häusliche Mundhygiene regelmäßig entfernt werden.
Was für viele gesunde ältere Menschen bereits eine Herausforderung sein kann, wird zum echten Problem, wenn zusätzlich eine Erkrankung oder Behinderung das richtige Zähneputzen erschweren. Bestimmte Stellen werden dann über einen längeren Zeitraum nicht gereinigt und somit die Entstehung von Karies und Parodontitis begünstigt. Auch die Lebensqualität kann durch eine schlechte Mundhygiene beeinträchtigt werden, etwa durch Mundgeruch oder Schmerzen beim Kauen.
Großes Angebot an Hilfsmitteln zur Zahnpflege
Für Senioren oder Menschen mit Handicap gibt es viele verschiedene Hilfsmittel, die beim Zähneputzen unterstützen. Im Pflegebereich kommt beispielsweise die Dreikopfzahnbürste häufig zum Einsatz. Mit ihr können die Außen-, Innen- und Kauflächen gleichzeitig gereinigt werden. Wer noch weitgehend selbstständig putzen kann, dem hilft mitunter schon eine einfache Griffverstärkung aus Moosgummi oder Kunststoff, die den weiteren Einsatz der gewohnten Handzahnbürste ermöglicht. Elektrische Zahnbürsten haben konstruktionsbedingt einen dickeren Griff und führen die Putzbewegungen selbstständig durch. Das ist nicht nur eine Erleichterung für Menschen mit Unterstützungsbedarf bei der Zahnpflege, es ist auch oft eine große Motivation. Die Erfahrung, auf leichte und sichere Weise ein sehr gutes Putzergebnis zu erzielen, spornt so manche Patienten zu sorgfältigerer Mundhygiene an. Beim Thema Motivation spielt natürlich auch das zahnärztliche Team eine wichtige Rolle. Ideal ist es, wenn es uns gelingt, dass Patienten zu den Prophylaxe- und Kontrollterminen regelmäßig in die Praxis kommen. Ein engmaschiges Screening ist vor allem bei Parodontitis wichtig und kann deren Verlaufsformen wesentlich abmildern.
Patientin mit Parodontitis und Morbus Parkinson
Prof. Dr. Dr. Philipp Pohlenz
Zu Beginn unserer Fallbetrachtung färbten wir die Zähne der Patientin mit TePe PlaqSearch-Tabletten ein. Dabei wurden sowohl ältere als auch frische Plaque-Ansammlungen insbesondere an den Prädilektionsstellen sichtbar, die beim Putzen nicht richtig entfernt worden waren. Die spezielle Anamnese zeigte außerdem einen tief kariösen Zahn 26. Dieser war aufgrund der gravierenden Zerstörung nicht mehr erhaltungswürdig und musste operativ entfernt werden. Er wurde noch im selben Monat entfernt. Der postoperative Wundheilungsverlauf gestaltete sich unauffällig. Die Patientin wünschte die Rekonstruktion der Zahnlücke mithilfe eines dentalen Implantats. In Vorbereitung der Implantatversorgung haben wir zunächst eine Parodontitis-Triple-Therapie (Ultraschallbehandlung, mechanische Kürettage und Desmoclean-Säuberung) durchgeführt und die Patientin in die Mundhygiene eingewiesen.
Im weiteren Verlauf haben wir zur Planung der Implantatversorgung eine dreidimensionale Volumentomografie durchgeführt. Bei der Analyse des 3D-Datensatzes zeigte sich eine ausgeprägte vertikale Knochenatrophie (Restknochenstärke ca. 3 mm) im linken Oberkiefer regio 26, weswegen wir einige Monate später zur Verbesserung des knöchernen Implantatlagers einen primären externen Sinuslift durchgeführt haben.
Bessere Mundhygiene dank Schallzahnbürste
Prof. Dr. Dr. Philipp Pohlenz
Den richtigen Umgang damit demonstrierten wir ihr an unserem Praxismodell. Denn auch hier entscheidet die Putztechnik: So muss beispielsweise eine Philips Sonicare horizontal zu den Zähnen gehalten werden. Außerdem kommt es auf die Bewegungen an, die man damit ausführen sollte, und den richtigen Andruck. Hier unterstützt die Schallzahnbürste gut, denn sie gibt der Anwenderin ein akustisches Signal, wenn sie beim Putzen einen zu starken Druck ausübt.
Guter Heilungsverlauf, zufriedene Patientin
Prof. Dr. Dr. Philipp Pohlenz
Fazit
Die Schallzahnbürste war und ist nach wie vor eine große Hilfe für die Patientin. Generell können ältere und motorisch eingeschränkte Personen mit einer elektrischen Zahnbürste trotz der geringen Eigenleistung sehr gute Reinigungsergebnisse erzielen und damit das Risiko für Parodontalerkrankungen senken. Die Hilfe im Alltag und eine höhere Lebensqualität motivieren die Patienten zusätzlich zu einer konsequenten Mundhygiene.
Literatur:
[1] https://www.bzaek.de/fileadmin/PDFs/dms/Zusammenfassung_DMS_V.pdf
[2] http://www.efp.org/publications/EFP_Dossier_on_Periodontal_Disease_2018.pdf
[3] Putt M, Milleman J, DeLaurenti M, Schmitt P: Wirksamkeit der Plaque-Entfernung bei zwei neuartigen Bürstenköpfen für die Sonicare DiamondClean von Philips. Archivdaten (2010).
[4] de Jager M, Schmitt P, Jain V, Master A, Wei J, Strate J: Aktualisierte Meta-Analyse der klinischen Wirksamkeit von elektrischen Zahnbürsten mit Seitwärtsbewegung des Bürstenkopfs im Vergleich zu Handzahnbürsten. J Dent Res 89 (Spec Iss B): 3694 (2010).
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