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S+ Modellguss

Digitaler Modellguss: 4 Fragen

In seinem Artikel zum  Digitalen Modellguss stellt Niels Hedtke die Vorteile des Vorgehens dar. ZTM Chefredakteur Prof. Dr. Peter Pospiech hat nochmals nachgefragt …

. Gerd Altmann
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. Prof. Dr. Peter Pospiech
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Sehr geehrter Herr Hedtke, Ihr Vortrag birst ja schier vor Begeisterung für den digitalen Modellguss. Zu welcher der von Ihnen skizzierten Altersgruppen gehören Sie denn?

. Niels Hedtke

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Ich bin letztes Jahr 40 geworden, aber wenn ich ganz ehrlich bin, fühle ich mich immer noch wie damals, als ich meine Begeisterung für digitale Zahntechnik entdeckt habe (schmunzelt). Da war ich Ende 20/Anfang 30 und meine Ausbildung zum Zahntechniker schon eine ganze Weile her.

Als ich gemerkt habe, dass es für viele Arbeitsschritte in meinem Beruf, der seinen Ursprung im Handwerk hat, digitale Möglichkeiten gibt, war ich Feuer und Flamme. Bis heute lerne ich dazu und fühle mich daher sehr junggeblieben!

Sie schreiben, dass manuelle Prozesse immer das Risiko menschlicher Fehler beinhalteten. Ist die digitale Herstellung von Modellguss tatsächlich fehlerfrei? Meine, wenn auch bescheidenen Erfahrungen mit digitalen Konstruktionen zeigten eher, dass es auch mit der Maus zu Fehlkonstruktionen kommen kann.

Das ist richtig. Der Mensch macht Fehler und das wird sich zum Glück nie ändern, denn Fehler braucht es, um besser werden zu können. Bezogen auf das Design des Modellgusses ist es aber so, dass wir im digitalen Prozess Fehlkonstruktionen schneller rückgängig machen können.

Die Arbeitsschritte sind transparent, nachvollziehbar, umkehrbar und jederzeit auch wieder aufrufbar. Das spart eine Menge Zeit.

Die zweite Frage geht nach der von Ihnen beschriebenen „ausgezeichneten“ Ästhetik bei digital hergestelltem „Modellguss“. Wieso ist die Ästhetik vom Produktionsweg abhängig?

Analog wie digital kann man eine gleich hohe Ästhetik erzielen, denn in beiden Fällen bleibt die Nachbearbeitung ein Handwerk. Wie erwähnt, gewährleisten digitale Abformungen aber schneller genauere Ergebnisse. Anders als beim Gießen.

Dort können Blasen und Gussfahnen entstehen, was zu einer längeren Nacharbeit und Materialverschwendung führt. Zusammenfassend kann man sagen, dass der digitale Weg also an sich ästhetischer ist.

Drittens: Was macht Sie so sicher, dass es zu reduzierten Schulungs- und Einarbeitungszeiten der zahntechnisch arbeitenden Menschen komme?

Zum einen, weil ich es selbst in unseren Schulungen in der HD ACADEMY erlebe. Wenn ich den Teilnehmern und Teilnehmerinnen das digitale Verfahren vorstelle, zählen zu den häufigsten Reaktionen Überraschung, Erleichterung und ganz viele Aha-Effekte. Es wird schnell klar, wie sich bisherige Prozesse durch digitales Design verkürzen lassen.

Zum anderen bemerke ich es aber auch in unserem Dentallabor, wenn wir neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einstellen. In unserer CAD/CAM-Abteilung eignen sie sich innerhalb kürzester Zeit sehr viel Know-how an, denn einzelne Arbeitsschritte sind in der Software jederzeit nachvollziehbar. Man kann an jede Stelle der Bearbeitung zurückgehen, kann Komponenten ein- und ausblenden, mit wenigen Klicks eine Situation simulieren, ganze Workflows automatisieren.

Und viertens: Ein wirklich riesiger Vorteil der digitalen Herstellung von klammergestütztem Zahnersatz wäre für mich, wenn der Computer nicht nur als Designmaschine gebraucht würde, sondern tatsächlich als Rechner: Kann man die Haftkräfte endlich so berechnen, dass wir auf allen Klammern gleiche Retention haben?

Noch nicht. Aber wenn ich bedenke, wie rasant sich alles weiterentwickelt, ist das sicher nur noch eine Frage der Zeit. Künstliche Intelligenz wird auch im zahntechnischen Bereich einziehen.

Erlauben Sie mir dann noch eine abschließende Bemerkung: Zur Attraktivitätssteigerung gehört sicher auch ein ordentliches Gehalt. Ich denke daran, wie attraktiv der Beruf in den 70er- und 80er-Jahren war, weil dort eben auch die Angestellten gut am wirtschaftlichen Erfolg beteiligt waren. Leider ist manches in Schieflage geraten. Hier muss die Berufsgruppe der Zahntechniker/-innen einmal einig und geschlossen gegenüber der Politik auftreten, um eine Neuordnung der Gebührenordnungen in einen zeitgemäßen Rahmen zu bringen.

Diese „Baustelle“ wird von einem meiner Lieblingsmottos sehr gut zusammengefasst: „Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.“ Ich bin also ganz bei Ihnen, wenn ich sage, die Bereitschaft zur Weiterentwicklung sollte entlohnt werden. Wir reden hier von einem Beruf, der vor 20 Jahren noch zu 100 Prozent handwerklich durchgeführt wurde.

Die Politik darf keinesfalls hinterherhinken, sondern muss erkennen, dass der Fachkräftemangel immer mit der Attraktivität eines Berufs zusammenhängt. Dazu zählt natürlich ein angemessenes Gehalt.

Wir selbst können dafür sorgen, dass die Zahntechnik für den Nachwuchs, aber auch für „die alten Hasen“ attraktiv bleibt. Digitalisierung ist keine Bedrohung, sondern die beste Chance, den spannenden Herausforderungen unseres täglichen Geschäfts kompetent zu begegnen.

Vielen Dank, Herr Hedtke, für das interessante Gespräch!

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