Virtuelle statt persönlicher Interaktionen sind spätestens seit der COVID-19-Pandemie vor allem im Berufsleben aber auch im Privaten zur Gewohnheit geworden.1 Die allgegenwärtigen Videocalls bedeuten eine ständige Konfrontation mit dem eigenen Konterfei. Viele achten daher verstärkt auf ihr Äußeres,2 insbesondere auf ihr Lächeln.
Zwar gab es seit jeher in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden eine starke Verbindung zwischen äußerem Erscheinungsbild und innerem Gefühl, das dazu motivierte, unserem Gegenüber ein positives Bild von uns zu vermitteln, doch haben die sozialen Medien in all ihren Formen die Wahrnehmung der Ästhetik des Lächelns noch weiter befeuert und die Nachfrage nach zahnmedizinischen Eingriffen zur Verschönerung des Lächelns erhöht.3,4 So auch bei vorliegendem Patientenfall.
Fallstudie
Eine langjährige Patientin äußerte sich unzufrieden hinsichtlich Farbe und Form von Zahn 22 (Abb. 1). Viele Jahre zuvor wurde dieser endodontisch behandelt. Dabei kam ein Metallstift zum Einsatz, um den Zahn wieder aufzubauen und für die Versorgung mit einer Metallkeramikkrone (Abb. 2), die die Farbe des darunterliegenden Stifts maskieren sollte, zu stabilisieren. Reynold/Roberts
Reynold/Roberts
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Die provisorischen Versorgungen stellte man mittels einer vorgefertigten Schiene her, die nach dem ursprünglichen diagnostischen Design gefertigt wurde (PerfecTemp II, DenMat). Nachdem die Provisorien einige Wochen eingesetzt waren, berichtete die Patientin, dass sie sowohl mit Funktion als auch mit Ästhetik zufrieden sei.
Im Labor
Ein Foto der lächelnden und direkt in die Kamera blickenden Patientin wurde in die CAD-Software (3Shape Dental Designer Premium, 3Shape) hochgeladen. Mit den Werkzeugen der Software wurden die interpupilläre und die senkrechte Mittellinie festgelegt, um das Foto im Gesichtskontext zu positionieren und das Bild auf die ästhetische Gesamtebene auszurichten.
Dabei korrigierte man zudem eine leichte Verkippung der provisorischen Versorgungen, die der Zahnarzt festgestellt hatte. Um die Ausrichtung zu prüfen, wurde ein Scan der provisorischen Versorgungen mit dem Foto abgeglichen, und ein Scan des digitalen Modells überlagert.
Anschließend legte man auf dem Foto eine Transluzenzgrenze fest, indem man eine Linie um die innere Lippenlinie zog. Auf diese Weise schien das vorgeschlagene digitale 3D-Design durch, so dass bestätigt werden konnte, dass dieses mit der oberen und unteren Gesichtshälfte harmoniert (Abb. 5). Reynold/Roberts
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Der Scan der Provisorien diente als Leitfaden für die Gestaltung von Form, Aussehen und Position der endgültigen vollkeramischen Restaurationen sowie für die Bewertung verschiedener Schichttexturen zur Schaffung von Transluzenz und zur Verbesserung der Charakteristik (Abb. 6). Nach der Fertigstellung wurde das endgültige Design in den dynamischen virtuellen Artikulator der CAD-Software importiert, um eine Funktionsprüfung durchzuführen.
In diesem Fall war es entscheidend, ein rekonstruktives Material zu wählen, das den Stift und den Kern des endodontisch behandelten Zahns abdecken konnte und gleichzeitig ein Maximum an Transluzenz und Ästhetik aufwies. Der Techniker entschied sich für ein hochfestes Zirkonoxid-Restaurationsmaterial (IPS e.max ZirCAD Prime Esthetic, Ivoclar), weil es durch seinen schichtfreien Farb- und Transluzenzverlauf eine abgestimmte Opazität im zervikalen Bereich mit hoher Transluzenz im inzisalen Bereich für eine schöne Ästhetik bei 850 MPa Festigkeit bietet. Nach Bestätigung des ausgewählten Materials wurden die 6 Vollkronen gefräst (PrograMill PM7, Ivoclar), mit einer subtilen Oberflächentextur versehen und mit Infiltrationsliquids (IPS e.max ZirCAD Colouring Liquids) eingefärbt. Reynold/Roberts
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Einprobe und Zementierung
Nachdem der Zahnarzt die Patientin anästhesiert und die Restaurationen probeweise eingesetzt hatte, um deren Funktion und Ästhetik zu beurteilen, wurde jede Krone gereinigt und mit einem kunststoffmodifizierten Glasionomerzement (RelyX Luting Plus, 3M) befestigt. Die Patientin zeigte sich mit dem Ergebnis sehr zufrieden (Abb. 9 und 10). Reynold/Roberts
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Literatur
1 Saad L, Wigert B. Remote work persisting and trending permanent. Gallup Website. https://news.gallup.com/poll/355907/remote-work-persisting-trending-permanent.aspx. Veröffentlicht am 13. Oktober 2021. Aufgerufen am 24. November 2021. 2 Valenti L. How staring at our faces on zoom is impacting our self-image. Vogue Website. https://www.vogue.com/article/body-dysmorphia-zoom-face. Veröffentlicht am 3. August 2020. Aufgerufen am 24. November 2021. 3 McMahon S. Selfie culture, young adults, and cosmetic dentistry: dysmorphia creates new aesthetic demands from teenagers and young adults. Dentistry Today. 2021;40(4). 4 Theobald A, Wong B, Quick A, Thomson M. The impact of the popular media on cosmetic dentistry. N Z Dent J. 2006;102(3):58-63. Weitere Informationen Erstveröffentlichung: Reynolds JA, Roberts M. Improving Anterior Esthetics With All-Ceramic Restorations. Inside Dentistry. 2022;18(1):38-39. Urheberrecht © 2022 an BroadcastMed LLC. Alle Rechte vorbehalten. Verwendung mit Genehmigung des Herausgebers.
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