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Praxisführung

Anforderungen und Lösungen zur Zeiterfassung in Zahnarztpraxen

Die Erfassung von Arbeitszeiten gehört heute auch im Praxisalltag zu den typischen Aufgaben. In Zahnarztpraxen treffen flexible Schichtmodelle, Teilzeitvereinbarungen und spontane Dienstwechsel aufeinander, was eine strukturierte Zeiterfassung komplexer macht als in vielen anderen Branchen.

Senior woman discussing with dentist in dental cabinet about teeth issue sitting on chair. Medical teeth care taker discussing with senior woman about mouth hygiene. DC Studio/freepik.com
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Gleichzeitig steigt der Anspruch an Transparenz und Nachvollziehbarkeit im Hinblick auf gesetzliche Vorgaben und interne Abläufe. Eine präzise Dokumentation schafft dabei klare Zuständigkeiten, verbessert die Personalplanung und stärkt das Vertrauen innerhalb des Teams.

Rechtliche Rahmenbedingungen in medizinischen Einrichtungen

Die rechtlichen Anforderungen an die Zeiterfassung in medizinischen Einrichtungen sind klar definiert und betreffen jede Praxis, unabhängig von ihrer Größe oder Organisationsform. Grundlage bildet das Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 14. Mai 2019, das Arbeitgeber dazu verpflichtet, ein objektives und verlässliches System zur Erfassung der täglichen Arbeitszeit einzuführen. Das Bundesarbeitsgericht hat diese Vorgabe im September 2022 bestätigt und konkretisiert. Seitdem gilt die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung unmittelbar, auch ohne ein gesondertes Gesetz zur Umsetzung.

Im medizinischen Bereich gewinnt die Einhaltung dieser Vorgaben zusätzlich an Bedeutung, da Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz schnell haftungsrechtliche Folgen haben. Fehlen genaue Aufzeichnungen über Beginn, Ende und Dauer der Arbeitszeit, lassen sich schließlich weder Ruhezeiten noch Pausen zuverlässig nachweisen. Auch bei Prüfungen durch die Arbeitsschutzbehörden oder im Fall arbeitsrechtlicher Auseinandersetzungen dienen lückenlose Zeitnachweise als wichtiges Beweismittel.

Nach § 16 Absatz 2 Arbeitszeitgesetz besteht zudem die Pflicht, Arbeitszeiten, die über die werktägliche Höchstdauer hinausgehen, zu dokumentieren und mindestens zwei Jahre aufzubewahren.

Branchenspezifische Anwendungsbereiche in Zahnarztpraxen

Zahnarztpraxen arbeiten in einem Umfeld, das sich deutlich von klassischen Bürobetrieben unterscheidet. Diverse Teilzeitmodelle, flexible Dienste, kurzfristige Vertretungen oder Behandlungsverlängerungen gehören zum Alltag. Diese Faktoren machen eine einfache Zeiterfassung auf Papier oder mit Tabellenkalkulationen fehleranfällig und schwer kontrollierbar.

Hinzu kommt, dass viele Tätigkeiten nicht in klar abgegrenzten Zeitblöcken stattfinden, denn Assistenzkräfte wechseln zwischen Behandlung, Sterilgutaufbereitung und Dokumentation. Auch Pausen gestalten sich im Praxisalltag häufig dynamisch. All diese Besonderheiten erfordern Lösungen, die Zeiten dokumentieren und komplexe Abläufe praxisgerecht abbilden.

Aktuelle digitale Systeme bieten hier einen Vorteil. Praxen, die auf ein geeignetes System zur Zeiterfassung setzen, reduzieren nämlich den administrativen Aufwand erheblich und minimieren Fehlerquellen.

Digitale Lösungen als strategischer Bestandteil des Praxismanagements

Digitale Zeiterfassungssysteme haben sich in vielen Branchen etabliert, in Zahnarztpraxen sind sie jedoch häufig noch nicht flächendeckend im Einsatz. Dabei bietet der Umstieg auf digitale Lösungen weit mehr als nur eine gesetzeskonforme Dokumentation. Er ermöglicht ein integriertes Arbeitszeitmanagement, das die Effizienz und Mitarbeiterzufriedenheit deutlich steigert. Essenzielle Funktionen zeitgemäßer Systeme sind unter anderem

  • die automatisierte Zeiterfassung über Terminals, Apps oder Praxis-PCs mit minutengenauer Dokumentation
  • eine Schicht- und Dienstplanverwaltung, die Änderungen in Echtzeit abbildet
  • ein Abwesenheits- und Urlaubsmanagement, das nahtlos in bestehende Prozesse integriert wird
  • Berichtsfunktionen für Lohnabrechnung, Controlling und gesetzliche Nachweispflichten

Durch die Kombination dieser Funktionen gewinnen Praxisinhaber einen präzisen Überblick über Auslastung und Personalbedarf. Zudem lassen sich Überstundenkonten, Pausenregelungen und Bereitschaftsdienste transparent verwalten, was wiederum die Mitarbeiterzufriedenheit stärkt und rechtliche Risiken minimiert.

Wie erfolgt die Umsetzung in der Praxis?

Die Einführung einer digitalen Zeiterfassung gelingt am besten schrittweise. Eine Analyse bestehender Arbeitsabläufe bildet dabei den Ausgangspunkt. Anschließend folgt die Auswahl eines Systems, das zu den spezifischen Anforderungen der Praxis passt. Hier sind Kriterien wie Benutzerfreundlichkeit, Datenschutz, Integration in bestehende Software und die Möglichkeit zur mobilen Nutzung ausschlaggebend.

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Nach der technischen Implementierung sollte eine Schulung des Teams erfolgen, denn nur wenn alle Beteiligten die Anwendung sicher beherrschen, wird der volle Nutzen ausgeschöpft. Gleichzeitig empfiehlt es sich, Prozesse regelmäßig zu überprüfen und anzupassen, um schnell auf Veränderungen im Praxisbetrieb zu reagieren.

Ausreichend Zeit einplanen

Die Einführung einer digitalen Zeiterfassung ist kein Projekt, das von heute auf morgen abgeschlossen ist. Jede Praxis arbeitet schließlich mit eigenen Abläufen, Strukturen und Routinen, die sich über Jahre eingespielt haben. Eine neue Lösung greift tief in diese Prozesse ein und verändert den Arbeitsalltag und die Aufgabenverwaltung. Dieser Wandel benötigt Zeit, Geduld und eine sorgfältige Planung.

In der Anfangsphase ist es daher unerlässlich, Ressourcen gezielt für die Umstellung einzuplanen. Dazu gehören die technische Implementierung der Software und auch die Anpassung interner Abläufe und die Schulung des gesamten Teams. Mitarbeitende frühzeitig einzubeziehen und ihnen zu zeigen, welchen Mehrwert die neue Struktur für ihre tägliche Arbeit bietet, ist ebenfalls maßgeblich. Eine offene Kommunikation reduziert letztlich Vorbehalte und sorgt dafür, dass neue Prozesse besser akzeptiert werden. Erfahrungsgemäß dauert es einige Wochen, bis ein neues System reibungslos läuft und alle Beteiligten sicher damit umgehen.

Trotz Umstellungen mehr Effizienz im Praxisalltag

Die Zeiterfassung hat sich von einer reinen Verwaltungspflicht zu einem strategischen Instrument entwickelt, das tief in die Organisationsstruktur von Zahnarztpraxen eingreift. Sie stellt Praxen damit vor gewisse organisatorische Hürden, aber sie schafft auch Transparenz, erleichtert die Planung und unterstützt die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben. Vor allem aber entlastet sie das Praxispersonal von administrativen Aufgaben.

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