Zunehmend entscheiden sich Patienten für monolithische Zirkoniumdioxid-Restaurationen als vollkeramische und in diesem Bereich vergleichsweise günstige Versorgungsmöglichkeit. Bei der Materialauswahl ist zu beachten, dass industriell voreingefärbtes Zirkoniumdioxid grundsätzlich eine signifikant bessere Lichtdurchlässigkeit aufweist als mit Färbeflüssigkeiten bearbeitetes Zirkoniumdioxid. Zudem ist eine konstante Farbgebung und höhere Prozesssicherheit gewährleistet. Bei homogener Durchfärbung entstehen auch bei Nachbearbeitung der Restauration keine hellen Flecken, die das Ergebnis optisch beeinträchtigen. CAD/CAM-Rohlinge mit bereits integriertem Farbverlauf erleichtern es zudem, eine adäquate Ästhetik durch Imitation des natürlichen Zahnaufbaus zu erzielen.
Ausgangssituation
Friedl/Lobensteiner
Materialauswahl
Bei der Materialauswahl standen 2 Faktoren im Fokus:
- Alle Restaurationen sollten aus dem gleichen Werkstoff gefertigt werden.
- Aufgrund der beengten Platzverhältnisse wurde ein Material gesucht, dessen ästhetisches Potenzial eine Frontzahnversorgung ohne klassische Verblendung in Schichttechnik erlaubt.
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In Form von Ronden wird Multicolor-Zirkoniumdioxid z.B. von folgenden Herstellern angeboten:
- 3M, 3M Lava Esthetic Fluoreszierendes Vollzirkoniumoxid
- Ivoclar Vivadent, IPS e.max ZirCAD MT Multi
- Kuraray Noritake, KATANA Zirconia ML
- pritidenta, priti multidisc ZrO2 multicolor
In Form von Blöcken wird Multicolor-Zirkoniumdioxid von folgenden Herstellern angeboten:
- Amann Girrbach, Zolid FX Multilayer
- Kuraray Noritake, KATANA Zirconia Block (nur Einzelzahnrestaurationen)
- pritidenta, priti multibloc ZrO2 multicolor High Translucent
- Whitepeaks, CopraSmile Symphony
Andere Blöcke mit integriertem Farbverlauf basieren nicht auf dem Werkstoff Zirkoniumdioxid, z.B. IPS Empress CAD Multi Block (Ivoclar Vivadent) und VITA ENAMIC multi-Color (VITA Zahnfabrik).
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Planung
Nach Entfernung der insuffizienten Brücke und Füllungen wurde in bekannter Weise keramikgerecht präpariert und ein Intraoralscan der Präparation (CEREC Omnicam, Dentsply Sirona) erstellt (Abb. 4 und 5). Für die provisorische Sofortversorgung wurde im Praxislabor eine erste ästhetische Grobvorstellung als Wax-up umgesetzt, dieses dubliert und in Tiefziehtechnik eine Schiene für die intraorale Übertragung mit lichthärtendem Komposit (Luxatemp Plus, DMG) angefertigt. Friedl/Lobensteiner
Friedl/Lobensteiner
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Für die ästhetische Einprobe wurde mittels Digital Smile Design ein digitales Wax-up mit idealisierten Zahnformen erstellt und die Konstruktion aus Polymethylmethacrylat (PMMA)-Blöcken (Telio CAD, Ivoclar Vivadent) gefräst (Abb. 6). Es ist wichtig, ästhetische Korrekturwünsche mit dem Patienten nicht beim Präparationstermin, sondern in einer separaten Folgesitzung zu besprechen, da sich der Lippenverlauf durch die Anästhesie verändert und der optische Eindruck somit verfälscht wird. Werden die Zahnformen in diesem Zustand festgelegt, wirken die Zähne im Endergebnis häufig zu lang. In diesem Fall war die Patientin mit dem Design-Vorschlag sehr zufrieden, lediglich die Eckzähne sollten dezent verlängert werden.
Finale Konstruktion
Für das finale Computer Aided Design (inLab SW, Dentsply Sirona) wurden die vorhandenen Konstruktionsdaten des gefrästen Provisoriums als Grundlage genutzt (Abb. 7). Mithilfe einer Modell- Laborsoftware (inLab Model, Dentsply Sirona) wurde aus den Intraoralscandaten ein digitales Modell mit herausnehmbaren Stümpfen für den 3D-Druck berechnet (Abb. 8). Im Praxislabor wurde es mit einem PolyJet-Desktop-3D-Drucker (Objet30 Prime, Stratasys) hergestellt und dann einartikuliert. Da Gegenkiefer- Scans unserer Erfahrung nach nicht zu 100% zuordnungsstabil sind, erfolgt in unserer Praxis trotz aller computergestützten Workflows die okklusale Anpassung letztlich analog. Friedl/Lobensteiner
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Fertigung der definitiven Restaurationen
Die Zirkoniumdioxid-Blöcke priti®multibloc ZrO2 multicolor High Translucent von pritidenta können mit allen offenen Systemen mit Blockhalterung (z.B. CORiTEC 140i, imes-icore; S1/K5, vhf; M-Linie, Zirkonzahn) sowie mit den Chairside- und Labside-Fertigungseinheiten von Sirona Dentsply verarbeitet werden.
Hier kam die CEREC MC XL zum Einsatz. Die Blöcke sind in A light, A dark und B light erhältlich. Durch gezielte Positionierung der Konstruktion beim Nesting können theoretisch mit diesen 3 Farbkategorien 7 verschiedene VITA classical A1-B2 Grundfarben reproduziert werden; für die hier gezeigte Patientin wurde A2 gewählt.
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Die Blockmaße von L 40 mm x B 19 mm x H 15,5 mm waren dank der palatinal geringen Bauhöhe ausreichend (Abb. 9).
Die Fräserzeugnisse wurden bei 1.450 °C in einem Hochtemperatur- Sinterofen gesintert. Die ästhetische Charakterisierung erfolgte mit speziellen 3D-Pasten für die Finalisierung vollanatomischer Restaurationen (ceraMotion One Touch, dentaurum). Prinzipiell kann jede beliebige Malfarbe und Glasurmasse verwendet werden, die für Zirkoniumdioxid zugelassen ist. Die Abbildungen 10 und 11 zeigen das fertige Ergebnis auf dem gedruckten Modell. Friedl/Lobensteiner
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Fazit
Die Abbildungen 12 bis 14 zeigen die finalisierten Restaurationen direkt nach der definitiven Eingliederung (PANAVIA V5, Kuraray Noritake). Alle Beteiligten sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Beim Einsetzen sind die sehr stabilen, extrem dünn auslaufenden Ränder positiv aufgefallen. Bei so scharf gezeichneten Präparationsgrenzen ist ein solches Resultat mit IPS e.max-Keramik erfahrungsgemäß nicht möglich: Es ist mit ausgefransten Restaurationsrändern zu rechnen, weil es sich bei der Bearbeitung weniger kantenstabil zeigt. Der hier vorgestellte Fall war der erste, bei dem wir eine Frontzahnversorgung mit priti®multibloc ZrO2 multicolor High Translucent realisiert haben; es wird nicht der letzte bleiben.
Literatur:
[1] Stawarczyk B., Keul Ch., Eichberger M., Figge D., Edelhoff D., Lümkemann N.: Werkstoffkunde-Update: Zirkonoxid und seine Generationen – von verblendet bis monolithisch. Quintessenz Zahntech 42 (2016), 6:740-765.
[2] Preis V., Rosentritt M.: Die neue Generation des hochtransluzenten Zirkonoxids – Was wir bislang wissen. Teamwork 20 (2017), 1:50-55.
[3] Zadeh P., Lümkemann N., Sener B., Eichberger M., Stawarczyk B.: Flexural strength, fracture toughness and translucency of cubic/tetragonal zirconia materials. Article in Press; DOI: https://doi.org/10.1016/j.prosdent.2017.12.021
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