Durch die Befundung von Überlagerungen mehrerer Scans über einen gewissen Zeitraum werden Verläufe bzw. Veränderungen der Zahnhartsubstanz und Weichgewebe sichtbar und objektiv messbar (Abb. 1). Ohne röntgenologische Strahlenbelastung können pathologische Prozesse in der Mundhöhle detektiert und analysiert werden. Damit kann die Aussagekraft des zahnärztlichen Befundes deutlich ausgeweitet und die Therapieentscheidung erleichtert werden.
Assistierende Systeme mit Künstlicher Intelligenz (KI) halten zunehmend Einzug in die Zahnmedizin. Computergestütztes Design in der Restauration sowie in der kieferorthopädischen Diagnostik und Therapie oder die automatische Erkennung von Befunden auf klinischen Bildern sind schon Realität. Der nächste große Schritt werden automatische Systeme zur klinischen Entscheidungsunterstützung sein. Dabei nutzen assistierende KI-Systeme eine Vielzahl von Schnittstellen, sind auf viele Daten aus der Literatur, auf aussagekräftige Befunde und reproduzierbare Therapielösungen angewiesen, um analytisch präzise zu recherchieren und zuverlässige Entscheidungshilfen auszuweisen.
In dieser Entwicklung, die einer „stillen Revolution“ gleicht, kommt dem Intraoralscanner eine entscheidende Bedeutung zu. Wurden bildgebende Scanner bisher meist zur optoelektronischen Abformung im Rahmen rekonstruktiver Behandlungen eingesetzt, nutzt und filtert das neue System eine Unmenge an Informationen – und bringt wie die KI zusammen, was zusammengehört. Mit den modernen Scannern kann das Ausmaß und die Aussagekraft des zahnärztlichen Befundes deutlich ausgeweitet und optimiert werden. Besonders Intraoralscanner, die das confocale Microscopy-Verfahren nutzen, verfügen über eine extrem schnelle Bilderfassung sowie hochauflösende Wiedergabegenauigkeit und liefern kontrastreiche Abbildungen sowie interpretationsfähige Befunde von Zähnen und Weichgewebe.
Dynamische Digitale Modell
Das „Dynamische Digitale Modell“ (DDM) ist ein computergestütztes, auf der elektronischen Intraoralabformung basierendes Befundungssystem. Ziel ist, die Gebiss- und Mundsituation für die Diagnose, Behandlungsplanung und Therapie sowie für die Dokumentation zu erfassen. Hierbei nutzt die unbestechliche Bildschärfe der digitalen Aufnahmeeinheit die Möglichkeit, Defekte an der Zahnhartsubstanz und im Weichgewebe darzustellen.
Ferner können mit den bildgestützten Eingangsbefunden zusammen mit periodischen Kontrollscans als Nachbefundung Veränderungen an Zähnen und Okklusion sowie an Gewebestrukturen detektiert und diagnostisch ausgewertet werden (Abb. 2). Dadurch können mittels dieser Befunde schwer einschätzbare und messbare Prozesse in der Mundhöhle erstmals berührungsfrei, ohne Strahlenbelastung erfasst, diagnostisch ausgewertet und dokumentiert werden. Darüber hinaus können Befunde dem Patienten direkt chairside visualisiert werden, welches im Sinne des „Shared Decision Making“ die gemeinsame zahnmedizinische Entscheidungsfindung von Patient und Zahnarzt unterstützt.

Zielobjekte der Detektionen sind Zahnattritionen und Zahnerosionen sowie Abrasionen von Restaurationsoberflächen, Zahnwanderungen und Weichgewebsveränderungen. Die Befunde eröffnen dem Behandler Entscheidungen, die in verschiedenen Disziplinen der Zahnmedizin über die alleinige restaurative Therapie nutzbar gemacht werden können.
Mit dem Intraoralscan bietet die digitale Untersuchung das Potenzial, schnell und präzise Veränderungen an Zähnen darzustellen und für den Patienten zu visualisieren. Das Dynamische Digitale Modell zur Befundung des stomatognathen Systems bietet mit der Vielzahl von Informationen die Möglichkeit der Therapieerweiterung, der Qualitäts- und Effizienzsteigerung – und bietet somit die Voraussetzung für die niedergelassene Praxis, sich als standardisiertes Verfahren zu etablieren.
Das DDM-Verfahren kann bei fast allen Praxispatienten bei der Eingangsbefundung durchgeführt werden. Im Rahmen des Recalls können mittels Kontrollscans Defekte und pathologische Veränderungen schnell erkennen, in das Patientengespräch einbezogen und für die Therapieplanung genutzt werden.
Mit diesem Konzept positioniert sich der Intraoralscanner als zentrale CAD/CAM-Steuerungseinheit für die Diagnostik, zur Indikationsbestimmung und Therapieplanung sowie als Navigator für viele Behandlungsprozesse.
Die Digital Dental Academy in Berlin hat die „Arbeitsgemeinschaft Dynamisches Digitales Modell“ gegründet mit dem Ziel, den Einsatz des Intraoralscanners zur Befundung von Zähnen und Weichgewebe für die Diagnostik, Behandlungsplanung und Therapie sowie für die Dokumentation weiter zu entwickeln und die Integration des Verfahrens in die Praxis zu fördern.

Cerec-Symposium
Das diesjährige Cerec-Symposium unter dem Leitmotto „Cerec Live“ wird vom Dienstag, 8. bis Samstag, 12. Okt 2024, als Webinar durchgeführt. Weitere Informationen erhalten Sie in unserem Veranstaltungskalender.
Interessenten für das Referat von Frau Priv.-Doz. Dr. Maximiliane A. Schlenz am 11. Okt. 2024 sowie für die weiteren „Cerec Live“-Vorträge (8.-12. Okt. 2024) melden sich bitte an: Cerec Masters Club, Tel. (02162) 102 1875. E-Mail: masters@cerec.de – URL: https://cerec.de Übersicht des Gesamt-Vortragsprogramms „Cerec Live“. Gebuchte Teilnehmer können noch 3 Monate lang in der Mediathek der Cerec Masters auf die Vorträge zugreifen. |
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