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Pathophysiologisch handelt es sich dabei häufig um ischämische Knochenareale, die infolge unvollständiger Heilung nach Zahnextraktionen oder Wurzelbehandlungen entstehen und immunologisch aktiv bleiben.
Diese Herde setzen kontinuierlich proinflammatorische Zytokine wie das Chemokin RANTES (CCL5) frei, das in Zusammenhang mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie Arthritis, chronischem Erschöpfungssyndrom (CFS) oder neurologischen Störungen gebracht wird (Lechner et al., 2017). Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass stille Kieferentzündungen als systemische Entzündungstreiber wirken könnten, indem sie anhaltend inflammatorische Mediatoren freisetzen (Lechner et al., 2021).
Die Diagnostik stellt aufgrund der häufig fehlenden Symptomatik eine Herausforderung dar. Konventionelle zweidimensionale Röntgenbilder sind unzureichend, da sie erst ab einem Knochenverlust von ca. 40 % sensitiv werden. Moderne Verfahren wie die digitale Volumentomographie (DVT) haben hier entscheidende Vorteile, da sie subklinische Läsionen zuverlässig sichtbar machen können (Braunwarth, 2021). Ergänzend werden ultraschallbasierte Verfahren wie die CaviTAU-Methode eingesetzt, deren diagnostische Validität in ersten Studien bestätigt wurde (Wziątek-Kuczmik et al., 2022).
Therapeutische Strategien und unterstützende Behandlungsansätze
Therapeutisch steht die chirurgische Sanierung, also das vollständige Entfernen der nekrotischen Knochenareale, im Vordergrund. Unterstützend haben sich adjuvante Maßnahmen wie die Plättchen-reiche Fibrin-Therapie (PRF), Ozonbehandlung und Lasertherapien bewährt (IAOMT, 2023). Systemische Ansätze, wie eine zielgerichtete Mikronährstofftherapie (z.B. Vitamin D, Vitamin C) und Maßnahmen zur Entgiftung, können den Heilungserfolg deutlich verbessern (Lechner & Schick, 2021).
Obwohl alternativmedizinisch Diagnostikmethoden wie Kinesiologie, traditionelle chinesische Medizin (TCM) oder Bioresonanz in der Praxis gelegentlich verwendet werden, fehlt es diesen Verfahren an wissenschaftlicher Validierung. Ihre Anwendung sollte daher als ergänzende Diagnostik und keinesfalls als Grundlage für die Therapieentscheidung dienen (Braunwarth, 2021).
Zusammenfassend stellen stille Entzündungsherde im Kiefer eine relevante diagnostische und therapeutische Herausforderung dar. Moderne bildgebende Verfahren und gezielte chirurgische sowie supportive Maßnahmen bieten wirksame Lösungen, um diese Herde zu identifizieren und ihre systemischen Auswirkungen zu reduzieren. Weitere Forschungen sind notwendig, um die komplexen Zusammenhänge vollständig zu verstehen und evidenzbasierte Leitlinien für eine interdisziplinäre Betreuung zu etablieren.
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