In der Vergangenheit war die einzige Möglichkeit, Wachskonstruktionen zum Verpressen herzustellen, das manuelle Aufwachsen vor dem Pressvorgang. Hierfür war einiges an Erfahrung und viel Fingerspitzengefühl des Technikers gefragt. Dank technologischer Weiterentwicklung und der Einführung digitaler Konstruktionslösungen können 3D-Wax-ups mittlerweile auch digital erstellt und anschließend mit hoher Präzision aus Wachs-Discs gefräst oder mit modernen 3D-Druckern gedruckt werden.
Auf diese Weise wird das klassische Handwerk der Presstechnologie ideal mit den heutigen digitalen Möglichkeiten verknüpft und die Herstellung von gepressten Restaurationen noch zuverlässiger und wirtschaftlicher. Ziel dieses Artikels ist es, die Interaktion der analogen und digitalen Abläufe anhand eines klinischen Falles zu demonstrieren, der mit presskeramischen Restaurationen gelöst wurde.
Fallbericht
Clavijo/ Carvalho/Soares
Clavijo/ Carvalho/Soares
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Clavijo/ Carvalho/Soares
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Clavijo/ Carvalho/Soares
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Die Behandlung gliederte sich in folgende Phasen
- Entfernung des Implantats im Frontzahnbereich und Knochenaufbau.
- Setzen von Implantaten im Front- und Seitenzahnbereich.
- Entfernung der insuffizienten Restaurationen, endodontische Behandlungen und Vorbereitung der Restbezahnung.
- Provisorische Versorgung im Oberkiefer und kieferorthopädische Behandlung im Unterkiefer.
- Abdrücke beider Zahnbögen.
- Herstellung der Keramikrestaurationen im Labor.
- Eingliederung.
- Nachuntersuchungen.
Entfernung des Implantats im Frontzahnbereich und Knochenaufbau
Die alten, insuffizienten Kronen der Zähne 11 und 21 wurden entfernt, und übergangsweise ein Kunststoffprovisorium angefertigt (Abb. 4a). Das Implantat wurde zunächst transgingival belassen und blieb vom Provisorium unberührt. Es wurde nach 3 Tagen entfernt und eine Knochenrekonstruktion in Verbindung mit einem Bindegewebstransplantat durchgeführt (Abb. 4b bis 4d). Clavijo/ Carvalho/Soares
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Setzen von Implantaten im Front- und Seitenzahnbereich
Zunächst wurden im Frontzahnbereich 2 Implantate (V3B+, MIS Implants) mit konischer Verbindung zwischen Implantat und Abutment inseriert, um eine optimale Abdichtung und reduzierte Mikrobewegungen zu erreichen. Alle Implantate wurden im Durchschnitt 4 bis 5 mm tief vom zukünftigen Gingivarand inseriert (Abb. 5a und 5b). Für ein optimales Weichgewebemanagement wurden am Alveolarkamm Gingivaformer verwendet; auch bei den Sofortimplantaten wurden personalisierte Gingivaformer eingesetzt, um das Profil des Weichgewebes zu erhalten (Abb. 6a und 6b). Clavijo/ Carvalho/Soares
Clavijo/ Carvalho/Soares
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Entfernung der insuffizienten Restaurationen, endodontische Behandlungen und Retreatments
Die alten, insuffizienten Restaurationen wurden entfernt, und Unterschnitte mit einem Universaladhäsiv (Adhese Universal) und einem Bulk-Fill-Composite (Tetric EvoCeram Bulk Fill) gefüllt. Die endodontisch behandelten Zähne wurden mit Komposit-Restaurationen versorgt; wo aufgrund von ungünstiger Zahnstruktur notwendig, wurden Glasfaserstifte gesetzt, die mit Komposit unterfüttert wurden (Abb. 7a bis 8b). Clavijo/ Carvalho/Soares
Clavijo/ Carvalho/Soares
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Provisorische Versorgung im Oberkiefer und kieferorthopädische Behandlung im Unterkiefer
Restaurationen für die provisorische Versorgung wurden aus einer PMMA- Disc (Telio CAD) gefräst. Diese Versorgung diente der abschließenden Konditionierung des Weichgewebes während der Einheilphase der Implantate (Abb. 9a bis 9e). Parallel wurde in dieser Zeit im Unterkiefer eine kieferorthopädische Behandlung durchgeführt (Abb. 10), um eine effektive und funktionierende Front-Eckzahnführung herbeizuführen. Clavijo/ Carvalho/Soares
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Abdrücke beider Zahnbögen
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Herstellung der Keramikrestaurationen im Labor
Es wurde je ein Arbeitsmodell für den Ober- und Unterkiefer gefertigt und einartikuliert (Abb. 12a und 12b). Die Überlagerung der Bilder von den provisorischen Restaurationen und der präparierten Situation in der CAD- Software ermöglichte uns die Konstruktion der zu fräsenden Zirkonoxid- Abutments (IPS e.max ZirCAD MO1). Die Abutments wurden hergestellt und in das Arbeitsmodell eingesetzt (Abb. 13a und 13b). Clavijo/ Carvalho/Soares
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Danach wurde ein erneuter Scan der Modelle gemacht. Wieder wurden die Präparationsbilder mit dem Wax-up überlagert und nun 3D-Daten der geplanten Keramikrestaurationen erstellt. Hierbei wurden die Seitenzähne monolithisch geplant, bei den oberen Frontzähnen wurde ein Cut-Back eingeplant, um mittels einer labialen Keramikschichtung die Ästhetik zu optimieren.
Nach der 3D-Konstruktion wurden die digitalen Restaurationen präzise und effizient in Wachs gefräst und nach der Ausarbeitung (Abb. 13c bis 14b) im Artikulator angepasst. Abschließend wurden die passgenauen Wachskonstruktionen, eingebettet und gepresst. Hierfür wurden IPS e.max Press Lithium-Disilikat-Glaskeramik Rohlinge verwendet. Clavijo/ Carvalho/Soares
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Bei den Frontzähnen war bei diesem Patientenfall etwas mehr individuelle Ästhetik gefragt, weshalb hier mit der Schichtkeramik IPS e.max Ceram individualisiert wurde (Abb. 15b bis 16g). Die Kronen im Seitenzahnbereich wurden mit einem speziellen, selbsthärtenden Befestigungskomposit (Multilink Hybrid Abutment) auf den Zirkonoxid-Abutments zementiert (Abb. 17a bis 17e), wobei das A. P. C-Protokoll (Blatz M) befolgt wurde. Clavijo/ Carvalho/Soares
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Eingliederung
Clavijo/ Carvalho/Soares
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Clavijo/ Carvalho/Soares
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Nachuntersuchungen
Es werden halbjährliche Nachkontrollen durchgeführt, einschließlich Prophylaxe, Röntgenaufnahmen und Anpassungen der Knirscherschienen, die nachts getragen werden.
Fazit
Uns bietet die Kombination moderner, digitaler, bewährter und präziser Herstellungsmethoden viele neue Möglichkeiten und den Vorteil, das Beste aus beiden Welten in Einklang zu bringen und davon zu profitieren. Die Presstechnologie steht für die getreue Reproduktion von Form und Funktion aus der anfänglichen Planung aus Wachs in die Keramik. Auf welchem Weg die Wachskonstruktionen hergestellt werden, spielt dabei keine Rolle.
Die digitale Herstellung macht den Laborablauf hier aber noch effizienter und kostensparender, da das eher zeitaufwändige Aufwachsen von Hand entfällt. Presskeramisch gefertigte Restaurationen überzeugen schlussendlich durch Passgenauigkeit, langfristige Stabilität und ausdrucksstarke Ästhetik. Durch das Verknüpfen mit der digitalen Herstellung der Wachskonstruktionen werden wir effizienter und schneller und können uns auf das Finalisieren der Restaurationen konzentrieren.
Näheres zu den Autoren des Fachbeitrages: Dr. Victor Clavijo, Paulo Fernando Mesquita de Carvalho, Cristiano SoaresBildquellen sofern nicht anders deklariert: Unternehmen, Quelle oder Autor/-in des Artikels
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