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Vollkeramische Rehabilitation mit Zirkon und Schichtkeramik

Digital geplante Ästhetik

Vollkeramische Versorgungen haben sich in der modernen Zahntechnik längst etabliert. Sie vereinen Stabilität, Ästhetik und Biokompatibilität. Bei Patientinnen und Patienten im höheren Lebensalter spielen funktionelle Langlebigkeit und ein natürliches, altersgerechtes Erscheinungsbild eine entscheidende Rolle. Dieser Fachartikel beschreibt die Rehabilitation einer über 60 Jahre alten Patientin mit hochtransluzentem Zirkoniumdioxid als Gerüstmaterial und einer Verblendung mit Feldspatkeramik. Der Workflow wurde durch eine digitale Planung strukturiert und in einer zweiphasigen Umsetzung (zunächst provisorisch, dann definitiv) realisiert.

Ein golden farbiges Gebiss. Roman Wolf
Ein golden farbiges Gebiss.
Ein golden farbiges Gebiss.
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Die Patientin stellte sich mit dem Wunsch nach einer ästhetischen und funktionell sicheren Neuversorgung des Oberkiefers vor. Die Ausgangssituation war geprägt von verfärbten und abradierten Zähnen, alten Zirkonkronen und -brücken, einer unregelmäßigen Zahnform, einer leichten Diskrepanz in der Zahnstellung sowie einer eingeschränkten Lichtdynamik der bestehenden Zähne. Sie wünschte sich ein „frisches, aber natürliches“ Ergebnis, das weder künstlich noch überkorrigiert wirkt (Abb. 1 und 2).

Abb. 1: Ausgangssituation der Patientin: Extraoralaufnahme (li.), Intraoralscan (re.)Roman Wolf
Abb. 1: Ausgangssituation der Patientin: Extraoralaufnahme (li.), Intraoralscan (re.)
Abb. 2: Nahaufnahme der AusgangssituationRoman Wolf
Abb. 2: Nahaufnahme der Ausgangssituation

Planung mit Digital Smile Design (DSD)

Als Planungstool wurde das DSD-Konzept von der Zahnarztpraxis eingesetzt. Auf Basis intraoraler und extraoraler Fotos sowie digitaler Scans wurde eine harmonische Zahnform und -stellung am Bildschirm simuliert.

Vorteile dieses Schrittes:

  • Visualisierung für die Patientin zur Entscheidungsfindung,
  • Festlegung von Achsen, Proportionen und Symmetrien,
  • exakte Kommunikation zwischen Zahnarzt und Zahntechniker

Auf Grundlage der DSD-Planung erfolgte ein Mock-up, das direkt im Mund der Patientin getestet wurde. Es wurde sowohl für den funktionellen Check (Phonetik, Okklusion, Habits) als auch als ästhetische Vorschau verwendet (Abb. 3 bis 5).

Abb. 3: Festlegung von Achsen, Proportionen und Symmetrien im Digital Smile 
Design (durchgeführt von der behandelnden Zahnarztpraxis)Roman Wolf
Abb. 3: Festlegung von Achsen, Proportionen und Symmetrien im Digital Smile Design (durchgeführt von der behandelnden Zahnarztpraxis)
Abb. 4: Digital Smile Design (DSD): Visualisierung eines möglichen Ergebnisses 
für die PatientinRoman Wolf
Abb. 4: Digital Smile Design (DSD): Visualisierung eines möglichen Ergebnisses für die Patientin
Abb. 5: Digital Smile Design (DSD): Visualisierung der ZahnstellungskorrekturRoman Wolf
Abb. 5: Digital Smile Design (DSD): Visualisierung der Zahnstellungskorrektur

Provisorische Phase

Das Provisorium wurde auf Basis der DSD-Planung CAD-gestützt konstruiert und aus PMMA gefräst. Dadurch konnte die Patientin Form, Länge und Ästhetik im Alltag testen und sich daran gewöhnen. Anpassungen wurden digital dokumentiert und direkt in die finale Konstruktion übernommen. Auf diese kann der Behandler im System zugreifen und Änderungswünsche äußern sowie diese schlussendlich freigeben. Zunächst wurde ein Langzeitprovisorium umgesetzt. Das ermöglichte die Überprüfung der geplanten Ästhetik im Alltag, funktionelle Belastungstests sowie mögliche Anpassungen hinsichtlich Form und Länge. Durch die gute und detaillierte Rückmeldung der Patientin konnten finale Korrekturen vorgenommen werden, bevor die definitive Arbeit gefertigt wurde (Abb. 6).

Abb. 6: Provisorium in situRoman Wolf
Abb. 6: Provisorium in situ

Definitive Versorgung

1. Digitale Konstruktion

Die Scandaten des bewährten Provisoriums wurden übernommen. Das definitive Gerüstdesign entstand mittels der Software exocad.

    2. Zirkoniumdioxid-Gerüst

    Gefräst wurde aus hochtransluzentem Zirkoniumdioxid. Das Material wurde gewählt, weil es eine hohe Festigkeit für eine Langzeitstabilität aufweist, optimale Transluzenz im Frontzahnbereich bietet und eine exakte Passung durch CAM-Fertigung ermöglicht.

    3. Individualisierung mit Glaskeramik

    Das Zirkongerüst fungiert hierbei als stabiler Dentinkern. Durch eine Reduktion des Provisoriums um ca. 0,7 mm wurde Raum für eine minimalinvasive keramische Schichtung geschaffen – bestehend aus einer dünnen Dentinschicht und darüberliegenden Schneidekeramiken. Diese sogenannte „Minimal-Layering“-Technik kombiniert ästhetische Wirkung, wirtschaftliche Effizienz und strukturelle Stabilität. Die Höcker werden durch das Gerüst optimal unterstützt. Bereits im Washbrand wurde das Zirkongerüst individuell charakterisiert, um die Basisästhetik zu definieren. Im inzisalen Bereich kamen spezielle Schneidemassen und Effektmassen zum Einsatz, um Lichtdynamik und natürliche Tiefenwirkung zu erhöhen – ein klarer Vorteil gegenüber rein monolithischen Versorgungen. Vor dem abschließenden Glanzbrand erfolgte die feine Oberflächengestaltung, inklusive der perikymatischen Strukturen, um eine naturnahe Textur und Lichtreflexion zu erzielen (Abb. 7).

    Abb. 7: Schichtschema im DetailRoman Wolf
    Abb. 7: Schichtschema im Detail

      4. Endbearbeitung

      Oberflächenstrukturierung und Politur erfolgten analog – bewusst mit altersgerechter Morphologie, um eine authentische, natürliche Wirkung zu erzielen.

      Ergebnis

      Die definitive Arbeit wies eine exakte digitale Passung sowie eine ästhetisch harmonische Integration auf. Durch den rein digitalen Workflow war das Ergebnis jederzeit kontrollierbar und vorhersagbar. Die Patientin zeigte sich begeistert: Die Zähne wirkten vital, natürlich und gleichzeitig stabil (Abb. 8 bis 10).

      Abb. 8: Definitive Restauration aus Zirkonoxid, geschichtet mit NovaCer KeramikRoman Wolf
      Abb. 8: Definitive Restauration aus Zirkonoxid, geschichtet mit NovaCer Keramik
      Abb. 9a und b: Definitive Restauration in situRoman Wolf
      Abb. 9a: Definitive Restauration in situ
      Abb. 9a und b: Definitive Restauration in situRoman Wolf
      Abb. 9b: Definitive Restauration in situ
      Abb. 10a und b: Gegenüberstellung Ausgangssituation (li.) und Abschlussergebnis (re.)Roman Wolf
      Abb. 10a: Ausgangssituation
      Abb. 10a und b: Gegenüberstellung Ausgangssituation (li.) und Abschlussergebnis (re.)Roman Wolf
      Abb. 10b: Abschlussergebnis
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      Fazit

      Dieser Fall zeigt, dass bei Patientinnen und Patienten mit hohen ästhetischen Ansprüchen ein Workflow möglich ist, der von der Planung bis zur Eingliederung vollständig digital läuft. Dank des digitalen Design-Prozesses konnte man die Visualisierung des machbaren Ergebnisses der Patientin präsentieren und so ihr Vertrauen gewinnen. Gleichzeitig stellte dies eine Kommunikationsgrundlage zur Umsetzung für das Labor dar. Digitale Tools vereinfachen bei richtiger Anwendung den Workflow und minimieren die Fehlerquellen auf dem Weg zur fertigen Restauration. Doch was wäre unser Handwerk ohne unsere analoge Erfahrung sowie unser Formen- und Farbgefühl? Im letzten Schritt konnte nochmals richtig gezeigt werden, was zahntechnisches analoges Wissen ausmacht. Zirkoniumdioxid kombiniert mit Feldspatkeramik verbindet Stabilität, Präzision und natürliche Ästhetik – digital geplant und präzise umgesetzt.

      Verwendete Materialien
      Intraoralscanner: iTero
      CAD-Software: Exocad, Exoplan
      Schichtkeramik: NovaCer, Novadent
      Kunststoff: DD Poly X ML, Dental Direkt
      Zirkoniumdioxid: Nacera Pearl, Dental Direkt
      Fräsmaschine: imes icore 250i
      3D-Drucker: Elegoo Saturn 3 ultra
      3D-Druckmaterial: Nyte 3D Model, NYTE3D

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