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Fachmedien

Meine Reise durch die dentale Fotografie

Wenn dentale Fotografie zur Leidenschaft wird, entstehen ästhetisch herausragende Bilder. Dass diese nicht nur schön anzusehen sind, sondern auch bei der Umsetzung von Patientenwünschen helfen und zudem für das Marketing eingesetzt werden können, zeigt Friedrich Gierach. In diesem Beitrag stellt er seine Art der Fotografie vor.

Friedrich Gierach
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Noch während meiner Ausbildung, die ich 2012 abschloss, hielt ich stolz meine ersten Arbeiten mit meinem damaligen Smartphone fest (Abb.1). Diese Schritte waren zwar bescheiden, aber prägend. Einige dieser Bilder habe ich bis heute aufgehoben, da sie für mich eine besondere Bedeutung haben. Sie erinnern mich nicht nur an meine Anfänge, sondern auch daran, wie viel ich aus den Fehlern von damals lernen konnte. Nach der Ausbildung wollte ich meine Fähigkeiten in renommierten Dentallaboren weiter vertiefen. Doch dann kam alles anders, als ich erfuhr, dass mein Vater aufgrund einer Erkrankung sein Dentallabor vorübergehend nicht weiterführen konnte. Also kehrte ich nach Luckau zurück, um den Familienbetrieb zu unterstützen. Im Labor meines Vaters entdeckte ich seine umfangreiche Sammlung an Fachbüchern, die mich nachhaltig beeinflusste. Besonders prägend waren „Das Einmaleins der Ästhetik“ und „Faszination Vollkeramik“ von Oliver Brix. Letzteres wurde ab 2013 zu meiner persönlichen Inspirationsquelle und lenkte meinen Fokus zunehmend auf Zahnformen und ihre keramische Umsetzung.

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Abb. 1: Aus meiner Ausbildungszeit (2010): Meine erste größere Arbeit, die ich fotografierte. Aus heutiger Sicht fallen mir viele Fehler auf – Dinge, die ich damals einfach noch nicht besser konnte.

Meine Schwester und ich übernahmen 2019 den elterlichen Betrieb in zweiter Generation. Da wir einen älteren Kunden- und Mitarbeiterstamm hatten, standen wir vor der Herausforderung, die altersbedingt entstandenen Lücken zu schließen. Wir ließen eine Homepage erstellen und etablierten uns auf Facebook sowie Instagram. Gute Bilder waren dafür unerlässlich, und so nahm die Geschichte ihren Lauf …

Persönliche Entwicklung

Aus meiner Leidenschaft für die Zahntechnik wuchs nach und nach eine ebenso große Passion für die dentale Fotografie. Mein Fokus lag zunehmend auf keramischen Frontzahnrestaurationen, in die ich viel Herzblut steckte. Die Ergebnisse meiner Arbeit machten mich damals so stolz, dass ich sie unbedingt festhalten wollte. Erst später erkannte ich, wie wichtig das auch für die Verbesserung meiner eigenen Fähigkeiten als Zahntechniker war: Jede fertige Arbeit erschien mir zunächst als die schönste und beste. Doch mit etwas zeitlichem Abstand betrachtete ich die Bilder in einem anderen Licht. Mit einem neutraleren Blick erkannte ich sofort einige Fehler. Erst die Fotografie machte sie für mich sichtbar und ermöglichte es mir, mich zu einem noch besseren Zahntechniker zu entwickeln.

Das Ziel eines Bildes muss für mich klar definiert sein: Soll es die Emotionen des Patienten oder der Patientin ansprechen oder soll es präzise Informationen enthalten? Der Zahntechniker oder die Zahntechnikerin wird somit nicht nur zum eindimensionalen Dentalfotografen. Er/sie entscheidet, ob ein Bild zur Farbbestimmung, zur Kommunikation mit dem Behandler oder der Behandlerin, zur Beratung des Patienten bzw. der Patientin oder für das eigene Marketing auf Plattformen wie Instagram eingesetzt wird. Erstelle ich beispielsweise ein Foto zur Farbbestimmung, ist die reine Information im Bild entscheidend. Dabei kommen Graukarten für den Weißabgleich oder Polarisationsfilter zum Einsatz, die dem Dentallabor wichtige Informationen liefern (Abb. 2). Das gleiche Foto würde jedoch dem Patienten oder der Patientin kaum helfen, eine Entscheidung zu treffen. Hingegen kann ein Vorher-nachher-Bild hilfreich sein, wenn es um hochwertige Restaurationen geht. Diese Beispiele verdeutlichen, welches enorme Wissen in unserem Beruf steckt. Wir sollten uns dessen bewusst sein, denn hier liegt der wesentliche Unterschied zur allgemeinen Fotografie.

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Abb. 2: Freigestellte Oberkiefer-Frontzahnsituation, mit Photoshop auf einen neutralen grauen Hintergrund gesetzt. Auf dem grauen Hintergrund lassen sich die Zahnfarben viel besser analysieren.

Schon immer haben mich die Abbildungen in Fachbüchern und Magazinen begeistert. Mit der Zeit weckten auch die sozialen Medien mein Interesse an der dentalen Fotografie. Die Arbeiten von Oliver Brix, Jan-Holger Bellmann, Joachim Werner, Björn Pfeiffer, Nondas Vlachopoulos, Moritz Pohlig, Stefan Momberg, Patrick Heidt, Marie Witt und Simone Lübbert wurden zu einer großen Inspiration für mich. Ich speicherte unzählige Screenshots ihrer Werke, um von ihnen zu lernen. Den entscheidenden Impuls gab mir 2019 ein zweitägiger Kurs bei Joachim Werner aus seiner Kursreihe „Dental-Slides“. Dieser veränderte meine gesamte Herangehensweise an die dentale Fotografie und prägte mich grundlegend. Joachim beeindruckte mich als Persönlichkeit, und das Wissen, das er mit Leidenschaft bis spät in die Nacht vermittelte, legte für mich den Grundstein, von dem ich bis heute profitiere. Dieser Kurs war wegweisend für mich.

Meine Herangehensweise

Seitdem ist viel passiert. Zunächst überlege ich, welchen Zweck das Bild erfüllen soll. Daraus ergibt sich das passende Format. Unter Einbeziehung des Goldenen Schnitts bestimmt dies Anordnung und Positionierung des gezeigten Objekts. Beim Bild selbst achte ich darauf, dass die wesentliche Information gut erkennbar ist. Das kann die Oberflächentextur eines Zahnes sein oder das Zusammenspiel von Primär- und Sekundärteilen bei einer Kombiarbeit. Soll das Bild zahntechnisches Wissen vermitteln, gehört dazu auch, gelegentlich die Unterseite einer Teleskopversorgung zu zeigen oder aus einer oralen Perspektive zu fotografieren, um das Zusammenspiel von Verblendungen und Gerüstkonstruktionen darzustellen (Abb. 3a bis c).

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Abb. 3a: Zwölf Jahre später sind meine Bilder professioneller geworden, und auch meine zahntechnischen Fähigkeiten haben sich deutlich weiterentwickelt. Bilder aus verschiedenen Blickwinkeln können viel mehr Informationen transportieren.
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Abb. 3b: Zwölf Jahre später sind meine Bilder professioneller geworden, und auch meine zahntechnischen Fähigkeiten haben sich deutlich weiterentwickelt. Bilder aus verschiedenen Blickwinkeln können viel mehr Informationen transportieren.
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Abb. 3c: Zwölf Jahre später sind meine Bilder professioneller geworden, und auch meine zahntechnischen Fähigkeiten haben sich deutlich weiterentwickelt. Bilder aus verschiedenen Blickwinkeln können viel mehr Informationen transportieren.

In Photoshop lege ich großen Wert darauf, die Tonwertkorrektur für jedes Bild optimal einzustellen. Anschließend nutze ich die Funktion „unscharf maskieren“, um die Details im Bild noch besser herauszuarbeiten. Am Ende speichere ich das Bild im PNG-Format, um alle Details zu bewahren und es optimal auf Instagram oder Facebook hochladen zu können.

Für mich besteht ein gutes Bild aus einer ausgewogenen Kombination von Form, Information und Emotion. Dabei setze ich das Bild fast immer in Relation zum Goldenen Schnitt. Im Alltag muss das Fotografieren schnell gehen. Die eigentliche Auswahl, Bearbeitung und Komposition der Bilder hingegen erfordern Zeit und Ruhe. Am Ende zählt für mich das Ergebnis – ich muss das Gefühl haben, das Beste herausgeholt zu haben.

Umsetzung im Unternehmen

Eine große Rolle spielt bei mir die Qualität. Dieser hohe Standard zieht sich durch alle Bereiche – von der zahntechnischen Arbeit bis hin zur fotografischen Dokumentation. Der Eindruck und das Gefühl, das durch diesen Anspruch vermittelt wird, sind integrale Bestandteile der Corporate Identity von GIERACH DENTAL. Unser zentrales Ziel ist es, uns als Premiumanbieter zu positionieren. Dieser Prozess ist langfristig und umfasst viele Bereiche des Unternehmens sowie die persönliche Entwicklung. Unser hoher Anspruch hat in der Kommunikation und in der Zusammenarbeit mit unseren Kundinnen und Kunden enorm an Bedeutung gewonnen. Wenn Arbeiten besonders gut werden sollen, geben viele Kundinnen und Kunden unserem Labor den Auftrag. Dabei spielen die Fotografien eine wesentliche Rolle. Sie zeigen, was durch die enge Zusammenarbeit zwischen Zahnarztpraxen und Zahntechniklabors möglich ist. Wir erhalten häufig Aufträge für Frontzahnrestaurationen und Implantatarbeiten, weil die Kundinnen und Kunden wissen, dass am Ende die Zahnfarbe stimmen wird – ein Erfolg, der ohne die Fotografie nicht möglich wäre (Abb. 4). Wenn Patienten/-innen in unser Labor kommen, bemerken Sie, wie genau wir ihre Zahnfarbe analysieren. Diese Wertschätzung ist die Basis für eine gute Beziehung. So kann ich ihnen vieles erklären und sie gewinnen Vertrauen in mich, unser Labor und unsere Arbeit.

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Abb. 4: Gerade bei Implantat- und Frontzahnarbeiten wollen die Kunden darauf vertrauen können, dass die Zahnfarbe stimmt.

Außerdem erhalte ich durch die Fotografie wertvolle Informationen, die in die Arbeit einfließen. Unsere Kundschaft weiß das zu schätzen und schickt ihre Patienten/-innen immer häufiger direkt zu uns ins Labor. Daraus hat sich ein neues Ziel für mich ergeben: Ich möchte in meinem Labor einen eigenen Raum der dentalen Fotografie widmen. So kann ich den Patientinnen und Patienten in einem noch professionelleren Umfeld die nötige Wertschätzung entgegenbringen.

Wie bereits erwähnt, mussten meine Schwester und ich neue Kundinnen und Kunden gewinnen, um das Geschäft zu stabilisieren und weiterzuentwickeln. Die Fotos unserer Arbeiten waren dabei zwar nur eines der eingesetzten Werkzeuge, aber ein sehr wichtiges. Zum Beispiel hatten wir im Rahmen unserer Akquise-Strategie ein Gespräch mit einer Zahnärztin in ihrer Praxis. Sie erwähnte unsere Bilder auf Instagram, bei denen sie erkannt hatte, dass wir eine Oberflächentextur in unsere Kronen einarbeiten. Das hatte sie so wohl noch nie gesehen. Hier wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass wir online von potenziellen Neukundinnen und -kunden wahrgenommen werden. Diese junge Zahnärztin ist nun schon seit vier Jahren unsere Kundin.

Nicht nur die Patienten/-innen, sondern auch unsere Kunden/-innen schätzen die Effekte der Bestimmung von Zahnfarbe mittels dentaler Fotografie. Diese Expertise hat uns in einem Gespräch mit einem Zahnarzt ebenfalls zwei neue Kunden beschert.

Wir nutzen unsere Bilder auf Vorträgen vor Zahnärztinnen und Zahnärzten, in gedruckten Fallstudien sowie auf Instagram und Facebook. Auf diese Weise positionieren wir uns im Markt und zeigen, wofür wir stehen. Im direkten Kontakt mit potenzieller Kundschaft ist es für mich unerlässlich geworden, Gespräche mit Bildern zu untermauern und zu zeigen, was bei uns möglich ist (Abb. 5).

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Abb. 5: Ein Akquise-Klassiker ist eine Einzelkrone auf einem oberen Frontzahn (1er). Diese muss in Form und Farbe präzise an den Restzahnbestand angepasst werden.

Meine Empfehlung

Grundsätzlich glaube ich, dass sich die dentale Fotografie in nächster Zeit kaum verändern wird. Hat man einmal die richtigen Einstellungen an der Kamera gefunden, kann dieses Setup über Jahre hinweg verwendet werden. Spannend finde ich allerdings die Weiterentwicklung der Smartphone-Kameras, die bereits jetzt eine schnelle und unkomplizierte Hilfe bieten können. Momentan finde ich das Matisse Optishade System mit der zugehörigen Smartphone-App besonders interessant. Ebenso spannend sind auch die aktuellen Entwicklungen rund um die Smilecloud Biometrics Software. Was ich hier bisher gesehen habe, empfinde ich als sehr vielversprechend – eine perfekte Schnittstelle zwischen Zahnarztpraxis, Patienten/-innen und Dentallabor. Müsste ich eine Empfehlung zur dentalen Fotografie geben, dann wäre sie: Einfach die Kamera oder das Handy in die Hand nehmen und anfangen (Abb. 6a und b). Wenn man merkt, dass es einem Spaß macht, sucht man sich einen Mentor und bucht Kurse bei ihm oder ihr. Es ist eine Investition in einen selbst, seine eigenen Fähigkeiten und sein eigenes Wissen. Schon die ersten Schritte werden sich schnell auszahlen. Dabei ist auch kein voll ausgestattetes Fotostudio notwendig. Die meisten wären überrascht, mit welch einfachen Mitteln ich gelegentlich Bilder aufnehme (Abb. 7). Wer nicht selbstständig ist, aber Interesse hat, könnte auch fragen, ob das Unternehmen einen Kurs bezahlt, und im Gegenzug die Betreuung des Social-Media-Kanals des Labors übernehmen. Das kann den Marktwert als Techniker oder Technikerin deutlich steigern.

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Abb. 6a: Zunächst habe ich meine Mutter (6a) und meine Freundin (6b) fotografiert, um zu üben und Erfahrungen zu sammeln. Erst dann habe ich die Technik im Alltag angewendet.
Friedrich Gierach
Abb. 6b: Zunächst habe ich meine Mutter (6a) und meine Freundin (6b) fotografiert, um zu üben und Erfahrungen zu sammeln. Erst dann habe ich die Technik im Alltag angewendet.
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Abb. 7: Kamera: Sony Alpha 7 III; Objektiv: Sony FE 90 mm/F2.8 Macro G OSS Objektiv; Blitz: 1x MK-GT620 TTL-Empfänger und 2 x MK-R200 Funk-Blitz. Zusätzlich reichen oft einfachste Mittel, um in der Praxis gute Ergebnisse zu erzielen.

Ich persönlich denke, dass Labore ohne professionellen Social-Media-Auftritt in Zukunft nicht mehr so wahrgenommen werden. Außerdem steht die Zusammenarbeit zwischen Laboren und Zahnarztpraxen vor Veränderungen. Praxen sind nicht länger an lokale Labore gebunden. Das erfordert jedoch Grundkenntnisse in Fotografie und deren Einsatz im Marketing. Da kann es Sinn machen, diese Disziplin im Labor zu etablieren. Ein positiver Nebeneffekt: Patientinnen und Patienten fühlen sich wertgeschätzt, die Bindung zu Bestandskunden wird gestärkt, die Akquise neuer Kundinnen und Kunden enorm unterstützt – und es macht zudem noch viel Spaß.

Fazit

Ich bin ein Mensch, der sehr empfänglich ist für die Kombination aus Technik und kreativer Gestaltung. In den vergangenen Jahren habe ich daher der Dentalfotografie viel Zeit gewidmet. Es ist interessant, meine ersten Arbeiten nach ein paar Jahren in der Timeline zu sehen und zu reflektieren, wie sich meine Arbeit weiterentwickelt hat. Das gibt auch Motivation, wenn es mal nicht so gut läuft.

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Dennoch möchte ich auf eine Falle hinweisen, in die ich manchmal immer noch tappe: Die Suche nach Bestätigung von außen. Wenn ich ein Foto einer gelungenen Arbeit in einer Zahntechnikergruppe auf Facebook gepostet habe, habe ich auf Likes und Herzchen gewartet. Die Wirkung eines „Gefällt mir“ auf das Belohnungszentrum im Gehirn sollte man nicht unterschätzen. Schnell macht man sich abhängig von anderen, verliert an Authentizität und vergleicht sich ständig mit anderen. Langfristig ist es daher wichtig, eine innere Stabilität und ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln, das nicht von der Meinung anderer abhängt. Das bedeutet, sich selbst zu akzeptieren, eigene Erfolge anzuerkennen und sich auf persönliche Werte und Ziele zu konzentrieren. Der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen ist wichtig, aber nicht, möglichst viele Likes zu bekommen. Bewusst genutzt können soziale Medien gewinnbringend für Akquise oder Marketing eingesetzt werden. Es ist ein schmaler Grat, den es aus meiner Sicht zu beachten gilt. Als Laborinhaber muss ich mir immer die Frage stellen, ob eine Aktion für mein Labor gewinnbringend ist oder ob mein Gehirn nur nach dem nächsten Endorphin-Kick sucht.

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